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Zur Steinbruchgeschichte in Assuan und die Datierung
der Keilspalttaschen
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Abbau und Verarbeitung von Assuan-Granit im
Alten Ägypten mit der Keilspalttechnik
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121231 Die Chronologie der Keilspalttechnik
im Assuan-
Steinbruch und in der näheren Umgebun
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Neu eingestellt am 14.01.2016 Geringfügige Korrekturen sowie kleinere Ergänzungen folgen in Kürze!
150406 #87 Zur Steinbruchgeschichte in Assuan und die
Datierung der Keilspalttechnik
Abstrakt
Unter Verwendung von Publikationen über den Assuan
Steinbruch, sowie den römischen Granitarbeiten in Germanien mit Schwerpunkt zur
Keilspalttechnik, konnten gegenüber der herkömmlichen Auffassung neue
Erkenntnisse gewonnen werden. Im direkten Vergleich der Technologien und
insbesondere bei der Auswertung aller archäologischen Fundkontexte, kann mit
aller Wahrscheinlichkeit die römische Anwesenheit im Steinbruch des
Unvollendeten Obelisken ausgeschlossen werden. Das Ergebnis dieser Recherche
deutet darauf hin, dass der Steinbruch bereits zum Ende des Neuen Reiches mit
Sand und Schutt vor fremden Zugriff verschüttet wurde.
Einleitung
Aus den Inschriften des Neuen Reich wissen wir von einem
ergiebigen Granitsteinbruch in Assuan, der Rohmaterial für Skulpturen,
Pyramidenbausteine und Obelisken lieferte. Ab dieser Zeit, und mit dem Beginn
von Fremdherrschaften findet der Abbau von Rosengranit kaum noch Beachtung . Das
Rohmaterial wird an zahlreichen kleinen Abbaustellen im Großraum von Assuan
abgebaut; es wurden auch altägyptische Tempelbausteine umgearbeitet. Das Fehlen
von Kolossalstatuen und großen Obelisken lässt darauf schließen, dass der
Steinbruch beim Niedergang des Neuen Reiches auf Befehl des letzten Pharaos
oder seiner Priester mit Sand und Schutt vor Ausbeutung zugeschüttet, und somit
unzugänglich gemacht wurde. Alle in dieser Studie aufgeführten Belege weisen
auf diesen Umstand hin.
Obwohl Assuan und Elephantine seit der Antike aufmerksam von
Reisenden und Schriftgelehrten erkundet wurde, wird der Unvollendete Obelisk
nirgends erwähnt.
Im Zuge der Expedition durch Ägypten von Napoleon (1798),
beschreibt der Wissenschaftler und Archäologe Vivant Denon zwar die auffälligen
Keilspaltspuren an Gesteinsblöcken in der Umgebung von Syene, der altägyptische
Steinbruch bleibt ihm aber verborgen.(99)
Erst als am Ende des 19. Jahrhunderts der Stein- und
Geröllhügel in einer Sandmulde eine scharfe Kante zeigte, die nach weiterer
Freilegung die Oberfläche eines ca. 42 Meter langen Obelisken zum Vorschein
brachte, wurde der Ägyptischen Altertümer Verwaltung bewusst, diese Sensation
wissenschaftlich untersuchen zu lassen.
1.0.
Forscher,
die sich wissenschaftlich mit dem Assuan Steinbruch beschäftigten
1922 erhielt Reginald Engelbach den Auftrag dieses Phänomen
wissenschaftlich zu untersuchen und die Ausgrabung zu leiten. Er beschreibt in
seinen zwei Werken (1)(2) die Spaltung des Granits mit Keiltaschen und Keilen
als altägyptisch. Als weitere Belege werden Keilspaltlöcher in Steinbrüchen von
Ramses IV genannt (2, S. 87).
Seiner Meinung nach seien die Spaltkeile zumindest aus
Eisen, wahrscheinlicher jedoch aus Stahl gewesen. Mangels Beweise dieser
Theorie verweist er auf zukünftige Forschungen (3).
1962 wurde der Archäologe Josef Röder (4) vom Deutschen
Archäologischen Institut zur Begehung und Beschreibung des Steinbruchgebietes
beauftragt. 1965 wird die Zusammenfassung mit dem Titel “Zur
Steinbruchgeschichte des Rosengranits von Assuan“ im Archäologischen Anzeiger
veröffentlicht. Die Frage zur Datierung der Keilspalttaschen war leider schon
im Vorfeld, durch die Vorgabe von A. Lucas und J. R. Harris (5) theoretisch
geklärt.
Zitat: “Eiserne Arbeitsgeräte, im Sinne ausgedehnter alltäglicher
Verwendung war erst um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts in
Ägypten der Fall“ (6).
Somit bleibt Röder nur ein schmales Zeitfenster für
seine Befunde, die er den zögerlichen Anfängen der Steinspaltung mittels
Meißeln den Ptolemäern, die professionelle Keilspaltung mit Eisenkeilen den
Römern zuschreibt. Bereits in der Einleitung stellt er mit Beklagen fest: “Die
starke Beschränkung auf technologische Fragen entspricht der hauptsächlichen
Blickrichtung der Feldarbeit“.
Bei seiner viermaligen Anwesenheit, auch während der erweiterten
Freilegung des Steinbruchs konnten weder Inschriften noch archäologische
Hinweise auf eine römische Präsenz identifiziert werden.
In seiner Abhandlung verweist er des Öfteren auf weitere
zukünftige Forschungen und auf einen nochmaligen Schlussbericht, der jedoch
nicht mehr geschrieben wurde.
Seitdem wird die antike Keilspalttechnik in Ägypten in die
Spätzeit verlegt. In allen Aufsätzen der jüngeren Zeit, werden alle
Keilspaltspuren unter Hinweis auf Röder als römisch bezeichnet.
1968, also drei Jahre nach Röders Veröffentlichung,
erscheint im gleichen Anzeiger eine Abhandlung mit scharfer Kritik von Carl
Nylander (7). Unter dem Titel “Bemerkungen zur Steinbruchgeschichte von Assuan“
wird mit Beispielen argumentiert, dass die Keilspaltung bereits 500 Jahre vor
Röders Datierung nachweisbar ist. Nylander nennt Keillöcher an Granitblöcken
der Mykerinos Pyramide und von Flinders Petrie gefundene Eisenkeile aus dem 9.
Jh. v. Chr.. Röders typologische Aufstellung könnte nur mit Vorsicht für
chronologische und weitere geschichtliche Schlüsse benutzt werden.
2007 – 2010 verfasste Adel Kelany mehrere Publikationen über
Inschriften, Skizzen und Funde von Tonscherben im inzwischen vollständig
freigelegten Assuan Steinbruch. Fast ausnahmslos konnten alle Belege in das
Neue Reich datiert werden. Archäologische Indizien aus vor- oder nachrömischer Zeit
fehlen durchwegs (8).
Engelbach, Röder und Kelany lassen für die Keilspalttechnik
nur eiserne Keile gelten.
2.0. Zur Freilegung des Unvollendeten
Obelisken im Assuan Steinbruch
Etwa um 1904 hatten Interessierte den Unvollendeten Obelisk
oberflächlich freigeschaufelt und besenrein gesäubert.
Unter der Leitung Engelbachs wurden 1922 die Schrotgräben
sowie eine ca. 5 Meter Breite Arbeitsfläche um die Begrenzungskanten des
Monolithen freigelegt und untersucht.
Zu diesem Zeitpunkt bestand das Gebiet aus einem riesigen
Sandhügel, die Steinbruchsohle war mit einer 3 – 7 Meter Hohen Schicht aus
Sand, Geröll und Gesteinsschutt bedeckt. Lediglich die höchstgelegenen
Felsformationen im Westen, Norden und Nordosten ragten geringfügig über die
Dünenlandschaft hinaus. Engelbachs Einblick auf die antiken Arbeitsspuren
beschränkte sich auf etwa 5 % der tatsächlichen Steinbruchfläche, die wahre
Größe blieb ihm verborgen.
In den Jahren 1962 -1964 wurde das Geröllniveau am
Unvollendeten Obelisken um ca. 6 Meter Tiefe, Richtung Nord-West abgesenkt, und
als Zugangsplateau für Touristen genutzt. Der heute bekannte Steinbruchhorizont
mit den letzten altägyptischen Arbeitsspuren war damals mit ca. 1 Meter Schutt
bedeckt, und konnte noch nicht eingesehen werden.
Die Bereiche oberhalb des Obelisken von Nord über Ost, Süd
bis West waren lediglich partiell freigelegt. Sichtbar war nur die Oberkante der
senkrechten Steinbruchwand des südlichen Kessels mit Keilspaltlöchern, und
altägyptischer Steinklopftechnik (Dolerithammer) an den Randzonen, die
Kesselsohle war noch nicht freigelegt.
Röder erhielt mehr Einblick in die annähernd senkrechte
Steinbruchwand im Nordosten, und am südlichen Grad des Bergrückens, von der
tatsächlichen Grundfläche des Steinbruchniveaus mit den letzten altägyptischen Arbeitsspuren
konnte er nur einige Kleinflächen mehr in Augenschein nehmen als Engelbach.
2002 wurde der Granitstock des Assuaner Steinbruchs
vollständig freigelegt, so wie er von den letzten Steinbrucharbeitern verlassen
wurde, und wie wir ihn heute erleben dürfen. Erst ab diesem Zeitpunkt wäre eine
erneute Bestandsaufnahme von Fachkundigen Personal durchzuführen, da alle
Arbeitsspuren ohne geistreiche Interpretation und ohne Missverständnisse
nachprüfbar sind. Auf Grund neuerer Erkenntnisse konnten in letzter Zeit
konkrete Fakten und Datierungen veröffentlicht werden.
3.0. Die vorgefundenen Arbeitsspuren im
Steinbruch
Maßgebend für unsere Betrachtung und Beurteilung sind
ausschließlich die Arbeitsspuren innerhalb des Steinbruchs. Wir können davon
ausgehen, dass diese unverfälscht einer bestimmten Zeit zugeordnet werden
können. Der Steinbruch war seit Jahrtausenden mit Sand und Schutt verhüllt.
Alle Befunde außerhalb des Steinbruchs konnten zu jeder
beliebigen Zeit erfolgen.
3.1. Die Dolerithammer Steinklopftechnik
Engelbach fand muldenartige Vertiefungen als
Oberflächenbearbeitung und wellig gearbeitete Flächen von Schrotgräben, mit
rundlich ausgearbeiteten Außenecken am Unvollendeten Obelisken, “Alles sei
verrundet ausgearbeitet“. Vielfach im Untersuchungsgebiet aufgefundene
Doleritkugeln hätten sich geeignet, solche Strukturen zu erzeugen.
Dem könnte man entgegnen, dass die Ecken des Obelisken
rechtwinkelig sind, die nachgearbeiteten Risse auf dem Obelisken als schmale
Nuten ausgearbeitet sind, dass mit einer Picke (Spitzhacke) das rechtwinkelige
Ausarbeiten der äußeren Schrotgrabenecken sinnlos wäre, und dass der Steinhauer
im Sitzen mit einer Picke ebenso eine Mulde vor seinen Knien ausarbeiten würde.
Da aber auch Röder die Steinklopftechnik befürwortet, wird
das seine Richtigkeit haben.
Anwendung fand dieses Verfahren vom Alten bis zum Neuen
Reich. Die nächsten 1000 Jahre bis zu den Römern, die mit Hammer und Meißel
anreisten, bleibt der Steinbruch unberührt – soweit die Quellen.
Die Steinklopftechnik ist überall im Steinbruch anzutreffen,
wo gesundes Kerngestein aus dem Massiv freigelegt wurde, ebenso bei
Prüfschächten, die man mit Steinkugeln senkrecht in die Tiefe “bohrte“.
Unsicher, ob dies dem Dolerithammer aus eigener Kraft
gelingt, erwägen zeitgenössische Autoren zusätzlich das Feuersetzen, welches
das Vorgehen erleichtern sollte. Zu jener Zeit aber, war man sich einer solchen
Energieverschwendung bewusst. An den Wänden der bis zu neun Meter tiefen
Kontrollschächte müssten nach hundertfacher Feuersetzungen die Wandungen durch
den Rauch schwarz gefärbt, bzw.zumindest leicht verkohlt sein. Dies ist
nirgends feststellbar.
3.2. Der Granitabbau mittels Steinspaltung, Keilspaltlöcher,
Keilspalttaschen
Kleinere Gesteinsmassen mit natürlichen Rissen, Klüften und
Lagern konnten mit Brechstangen oder durch Eintreiben von Meißeln oder schmalen
Keilen zerlegt werden. Soweit fünf Flächen Spannungsfrei waren, lies sich der
Block sehr ebenflächig mit der Keilspalttechnik vom Massiv lösen. Ebenso
erfolgte die Teilung oder Begradigung von Granitblöcken.
Die ausufernden Debatten und Diskussionen haben sich in der
Fachwelt gelegt, man ist sich über das einzig mögliche Werkzeug, dem Eisenkeil,
einig.
Nur das nördlich vom Obelisken gelegene Gebiet mit dem
Abbauschacht, dem tiefsten Punkt des Steinbruchs, auf dem die Zeichnungen von
Tieren, Straußen, Delphinen und Schiffen zu sehen sind, und der dahinter
liegende Steinbruchkessel ist keiltaschenfrei – und somit altägyptisch.
Außerhalb dieses Gebietes ist der gesamte Steinbruch von
Keiltaschen geprägt, womit nach Röders Recherche alles römischer Natur sei.
3.3. Das gemeinsame Auftreten der Dolerithammer-Klopftechnik
und der
Keilspalttechnik
– altägyptische und römische Spuren zur
selben Zeit?
Beide Methoden haben eine grundsätzlich verschiedene
Zielsetzung, und werden jeweils nur bei bestimmten tektonischen
Bruchverhältnissen angewandt. Keine kann die Andere ersetzen, sie können sich
lediglich ergänzen. Aus technologischer Sicht besteht daher kein Grund, diese
unterschiedlichen Verfahren Entwicklungsgeschichtlich abzugrenzen, oder
Datierungen davon abzuleiten.
Engelbach beschreibt und Kartiert zwei sich schräg gegenüberliegende
Abbaustellen, etwa 1 Meter über der Oberkante des Unvollendeten Obelisken, mit
Keilspalttaschen. Was bedeutet, dass die Keilspalttechnik bereits vor dem
Erreichen des oberen Niveaus des großen Obelisken bekannt war (9).
Er zeichnet im Vertikalschnitt Nr.5 des Prüfschachtes (Section
through Y-Z) eine horizontale Ausbuchtung, die etwa im Winkel von 45 Grad spitz
zulaufend, ausgeführt wurde. Mit
Dolerithämmern wäre ein solch spitzwinkeliger Unterschnitt nicht ausführbar
gewesen.
Röder definiert
obligatorisch alle Abbaustellen mit Keiltaschen in die Römische Zeit.
Im Plan des Abbaugebietes Stelle 55 (Schrittskizze Abb.15,
S. 491-492) werden die ihm zugänglichen Abbaustellen detailliert aufgeführt. In
der dazugehörigen Beschreibung, bemerkt er jedoch auf gleichem Abbauhorizont die
Spuren des Neuen Reiches und die der selbst definierten “Spätzeit“
nebeneinander.
Zitat Seite 497,498:
„Die Fundstellen enthalten einerseits die hier sich in
grandiosem Ausmaß häufenden Spuren der altägyptischen Zeit (Klopftechnik) sowie
die durch die römische Zeit herbeigeführten großen Veränderungen. Zwischen den
römischen Abbauen liegen mit römischen Abraum bedeckte Geländestreifen, die
auch flächenhaften Abbau altägyptischer Zeit (Klopftechnik) tragen (x1). Überreste
großer altägyptischer Tätigkeit haben sich auch innerhalb bzw. am Rande der
römischen Ausbeutezonen erhalten (mit Buchstaben d bis n bezeichnet). Ein nicht
unerheblicher Teil liegt im Westen unter späterem Schutt (teilweise Sand)
begraben (x1). Sichtbar – bzw. durch Freilegung sichtbar gemacht – sind nur die
östlichen Teile der altägyptischen Bruchbahnen e und d, sowie g bis i“. Dem
Anschein nach ist Röder der Meinung, dass die Keilspalttechnik die
Schrotklopftechnik ablöste. Weil die Techniken aber auf die tektonischen
Verhältnisse des Vorkommens ausgerichtet sind, können sie nur nebeneinander
existieren.
x1) Die beschriebenen altägyptischen Abbauzonen liegen oben
auf dem Granitrücken, entlang des nach Westen abfallenden Geländes. Haben
wirklich die Römer ihren Talschutt auf des Berges Höhen geschafft, und haben
sie noch hunderttausende Tonnen Sand auf die höchsten Stellen des Steinbruchs
transportiert um ihn aufzufüllen, und um sich dort den Zugriff auf das qualitativ
hochwertige Kerngestein zu verbauen?
Im Nachfolgenden wollen wir die von Röder beschriebenen Abbaustellen
näher beleuchten:
Unterhalb der Steilwand der Stelle 5-7 mit Keiltaschen (römisch)
befindet sich die altägyptische Abbaustelle “n“. Da die untersten Spuren die
letzten sind, ist insgesamt die Abbaustelle als altägyptisch anzusehen. Als
Alternative besteht die Möglichkeit, dass wenn der Steinbruch seit dem Neuen
Reich aufgefüllt war, und dieser kleine Höhenzug herausragte, hätten die Römer dort
abbauen können. Die Fehlspaltungen an der Wand und auf der Anhöhe schalten das
Massiv derart ab, dass ein weiterer Abbau unmöglich wurde. Abgesprengt wurden
nur Scherben oder Keilstücke, was auf die römische Unerfahrenheit schließen
lässt.
Entlang der Steilwand an der höchsten Stelle des
Steinbruchs, die nach Süden nahezu senkrecht abfällt, als römischer Steinbruch
“B“ bezeichnet, werden auf der oberen Terrasse drei – nur partiell freigelegte altägyptische
Abbaustellen “l“, “k“ und “i“ skizziert, die aber nicht näher beschrieben
werden.
Zur Abbaustelle “l“, die Befunde nach der kompletten
Freilegung:
Aus dem mit der Steinklopftechnik abgearbeiteten Massivgestein
wurde ein etwa 2*2*0,7 Meter großes Podest stehen gelassen. An diesen Flächen
sind jedoch auch Keiltaschen vorhanden, die ebenso für die Abarbeitung
Anwendung fanden. Auf dem Plateau befinden sich in nächster Nähe
Keiltaschenreihen neben flachen Rinnen, die mit dem Dolerithammer ausgearbeitet
sind. Diese Bereiche werden von Röder als altägyptisch beschrieben.
Nur die Kante des oberen Grades der Steilwand ist mit
Keiltaschen versehen, deshalb sei der südliche Bereich römisch.
Da der “römische“ Steinbruch “B“ aber noch nicht bis auf die
Sohle freigelegt war, konnte Röder nicht sehen, was wir heute wissen. Dort
findet sich nämlich wieder senkrecht darunter die altägyptische
Dolerithammertechnik.
Wenn also in einem Steinbruch, ähnlich einer archäologischen
Grabung, der obere Befund dem Unteren gleicht, sind sie aus derselben Zeit. Die
Keiltaschen sind demnach altägyptisch.
Die Abbaustelle “k“ bezeugt Steinabklopfungen zur
Qualitätsprüfung und Sondierungsmulden mit der Steinklopftechnik.
Die Abbaustelle “i“ wird von Röder als altägyptisch
beschrieben:
Heute wissen wir, dass es sich um die Abbaustelle eines
Obelisken aus der Zeit Thutmosis III handelt.
Aus der gemeißelten Inschrift in der Kopfseite geht hervor,
dass er Zwei Obelisken für den Tempel des Amun in Karnak hat herstellen lassen.
An der Oberkante der Schrotwände befinden sich Keiltaschen,
die zum Absprengen des seitlichen sowie des darüber liegenden Gesteins benötigt
wurden. Das bedeutet, dass man die Spaltung bereits vor dem Beginn der
eigentlichen Arbeiten ausgeführte, und sind deswegen in die Zeit von Thutmosis
oder früher zu datieren.
Die Abbaustelle “g-h“ wird als altägyptisch beschrieben:
Auch hierzu gibt es von Röder keine detaillierten Angaben.
Dass hier der kleinere, südliche Obelisk
unter Schutt begraben liegt konnte er nicht erahnen. Die
Schrotwände wurden mit der Steinklopftechnik ausgearbeitet. Das östliche
Gestein und das bis zur westlichen Oberkante wurden mit dem Keilspaltverfahren
abgetragen. Das weist darauf hin, dass der Zugang als auch das über dem
Obelisken vorhandene Gestein vor dem Erreichen der Obeliskenoberfläche, und vor
dem Beginn der Schrotgrabenherstellung mittels Keilspaltung abgetragen wurde,
und somit aus dem Neuen Reich stammen.
Die altägyptischen Abbaustellen c bis f und m liegen, so
Röder, am Rande und innerhalb der römischen Abbaugebiete (mit Keilspalttechnik).
Er sieht also beide Abbausysteme nebeneinander, und trennt sie wie gewohnt in
unterschiedliche Epochen, weil das gleichzeitige vorkommen mit seinem Konzept
nicht vereinbar ist.
Erklärbar wird das Nebeneinander bei näherer Betrachtung der
Gesteinsformationen. Das Spezialgebiet der Klopftechnik ist das Freilegen von
Schrotgräben, das Abarbeiten des Gesteins zur Qualitätsprüfung und zur
Einebnung bzw. dem Herstellen von Flächen. Angewendet wurden diese Techniken,
wo massive Gesteinsmassen zu bearbeiten waren.
Bei dem hier besprochenen Gebiet handelt es sich um teilweise
tektonisch zerklüftetes Gestein mit Horizontalschichtungen, weshalb man hier mit
der Keilspaltung ohne Vorarbeiten Blöcke ablösen konnte.
Es könnten hier noch mehrere Beispiele angeführt werden, wir
wollen es aber bei einem Letzten mit unzweifelhaften Indizien belassen:
Etwa 1 Meter unterhalb des ca. 1964 abgesenkten
Schuttniveaus (s. o. Pt. 2.0.) liegt die Spaltfläche eines ca. 28 Meter langen
Obelisken. Weder Engelbach noch Röder konnten diese einsehen.
Der bergseitige Schrotgraben wurde mit dem Dolerithammer (Steinklopftechnik)
ausgearbeitet. Von der Talseite her wurde der Monolith mit einer – auf der
ganzen Länge – eingearbeiteten Keiltaschenreihe vom Massiv makellos abgetrennt.
Auffallend sind die mit einem Spitzeisen oder einem beidhändig geführten
Spitzhammer hergestellten Meißelspuren am flachen Keilschrot, ebenso sehr feine
Spitzhiebe an den Keiltaschen.
Weil uns nur Obelisken dieser Größe aus dem Neuen Reich bekannt
sind, müssen auch die Keiltaschen und Spitzmeißelspuren aus dieser Zeit sein.
Die Römer haben zwar 8 pharaonische Obelisken nach Rom
gebracht, aber selbst keinen hergestellt.
Im Zuge der
Freilegung des Steinbruchs nach dem Jahr 2002, konnte auch A. Kelany das gemeinsame
Auftreten der Steinklopftechnik mit der Keilspaltmethode bestätigen. Er
beschreibt, dass das einmeißeln der Keiltaschen mit Eisenmeißeln, und die
Spaltung mittels Eisenkeilen ausgeführt wurde.
Seinen Erkenntnissen nach, und in Anlehnung an Röder sei
dies eine römische Arbeit.
Zur akuten Problemlösung, wieso in der Spätzeit nun wieder
die Dolerithammertechnik eingeführt wurde, wird wie folgt erklärt: “Infolge
der Langzeiterfahrung und der Effizienz dieser Werkzeuge, sowie der günstigen
Kostensituation, waren die Dolerithämmer eine Alternative zu den inzwischen
bekannten Eisenwerkzeugen“ (10).
Ob die Römer die Steinklopftechnik kannten, ist jedoch sehr zweifelhaft,
da ihre Wissenschaftler und Philosophen den Pyramidenbau mit Eisenwerkzeugen
beschrieben. Im Text der Hungersnotstele aus griechisch-römischer Zeit wird für
die Zeit des Pharao Djoser aus der 3. Dynastie, der Abbau von Mineralien am
Qubbet el-Hawa zur Herstellung von Werkzeugen berichtet. Die dort heute noch
vorhandenen Eisenminen, lassen nur die Verhüttung von Eisen zu.
Die Steinklopftechnik erlangte erst mit Engelbach Bedeutung,
was die Römer damals noch nicht wissen konnten.
Kelany untersuchte im Großraum von Assuan 17 Abbaustellen
von Rosenranit (19), die markant mit altägyptischen Spuren und auch mit
Keiltaschen geprägt sind. Wenn jedoch die Römer an diesen eng begrenzten Ressourcen
mit der Keilspaltung abgebaut hätten, wären die altägyptischen Spuren nicht mehr auffindbar.
4.0. Archäologische Funde und Befunde
Engelbach findet bei den Ausgrabungen am Unvollendeten
Obelisken einen Topf mit roten Farbresten,
dessen Inhalt mit den Linien und Markierungen an den Schrotwänden
identisch ist. Des Weiteren eine Tonscherbe mit einem fragmentierten
Schriftzug, dessen Entzifferung die Tätigkeit des Schlagens, Hauens, Steinhauer
o. ä. erkennen lässt. Zugeordnet werden diese Befunde dem Arbeitsprozess am
Obelisken, zur Zeit des Neuen Reiches (11).
Röder kann mit keinem einzigen Hinweis auf die römische Anwesenheit
im Steinbruch aufwarten.
A. Kelany katalogisiert ca. 1419 Dolerithämmer, wobei etwa
57 Stück davon mit Hieroglyphen oder hieratischen Schriftzeichen, aus dem Neuen
Reich und vielleicht auch älter, signiert sind (12).
Weitere Befunde waren Arbeitstechnische Linien, Skizzen von
Tieren wie z.B. Straußen oder Delphinen, sowie Darstellungen von Schiffen und
Obelisken, teils in roter oder schwarzer Farbe, die den Steinbrucharbeitern des
Neuen Reiches zugeordnet wurden.
Aufschluss gaben auch Bodenfunde wie z. B. verbrannte Erde,
Asche und Tonscherben, ebenfalls aus derselben Zeit.
Daneben wurden auch Holzkohlenreste lokalisiert, die auf
Schmiedefeuer hinweisen könnten.
Die unversehrte Inschrift, die auf Tätigkeiten von Thutmosis
hinweist fand man im süd-westlichen Steinbruchgebiet, sie entstammt seiner
Zeit.
Von den Steinbrucharbeitern oder von den Aufsehern aufgepinselte
Datumsangaben dokumentieren den
Fortschritt der Arbeitsleistung im Neuen Reich.
Eine Darstellung des altägyptischen Gottes Bes auf einem
Block mit Keiltaschen außerhalb des zentralen Steinbruchs (13) beweist
ebenfalls den pharaonischen Zeitgeist.
Man fand nord-westlich, außerhalb des zentralen
Steinbruchgebietes sieben ägyptische Vornamen, die in griechischer Schrift
geschrieben sind. Kelany datiert sie auf das 1. Jahrhundert vor-, bzw. dem 1.
Jh. nach Christus. Die Höhe der Inschriften von 3,20 Meter über dem Steinbruchniveau,
weist lediglich darauf hin, dass der Steinbruch an dieser Stelle zur Zeit der
Anbringung bereits mit Schutt aufgefüllt war. Insgesamt gesehen scheinen die
fraglichen Namenszeichnungen rezenteren Ursprungs zu sein.
Es wurden im süd-östlichen Bereich demotische Markierungen
gefunden, die in einer späteren Veröffentlichung diskutiert werden sollen. Auch
diese sind für unsere Recherche nicht relevant, da sie in einem immer frei
zugänglichen Gebiet, außerhalb des zentralen Steinbruchs liegen.
Obwohl A. Kelany und seine sechs Kollegen den Steinbruch
peinlichst genau erforschten, konnten sie keine Hinweise auf römische
Hinterlassenschaften oder Signaturen finden.
5.0. Die römische Keilspalttechnik im alten
Germanien (Germania Inferior), im Vergleich mit den Spuren im Steinbruch des
Unvollendeten Obelisken in Assuan.
Zwei anspruchsvolle Untersuchungen geben uns wertvolle
Hinweise zu römischen Abbaumethoden während der Kaiserzeit.
Josef Röder veröffentlichte 1974, also ca. 10 Jahre nach der
Untersuchung in Assuan, eine Expertise über die römische Steinbruchtätigkeit am
Drachenfels (14). Bei dem dort abgebauten Bauwerkstein “Trachyt“ handelt es
sich um ein Hartgestein, dass in etwa die Eigenschaften des Granits aufweist.
Das Zentrum des Abbaugebietes liegt zwischen Köln und Koblenz.
Im Jahr 1985, erscheint ein weiterer Beitrag von J. Röder
mit Schwerpunkt zur Technik der römischen Granitindustrie am Felsberg im
Odenwald, südlich von Darmstadt (15).
Untersucht wurden in beiden Abhandlungen die römischen Spuren
der Keilspalttechnik, die Steinbearbeitung von Rohblöcken am Werkplatz (im
Steinbruch), sowie Inschriften und Signaturen der Steinbrucharbeiter.
Die zeitgleiche Ausführung der römischen Steinbearbeitung nördlich
des Limes sollte mit der ägyptischen – annähernd Spiegelbildlich – im Einklang
stehen.
Ergänzend sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich
die Untersuchung von Röder in Ägypten auf den Großraum von Assuan inklusive
Elephantine und den etwa 3 Km entfernten südlichen Abbaugebieten, Einzelstellen
der Ostwüste, den Mons Claudianus und den Mons Porphyrites Steinbrüchen
ersteckte. Insgesamt wurde dort eine zeitliche Abfolge der Verfahrensweisen
erkannt, dessen Keiltaschenformen und Anordnungen als neun aufeinanderfolgende
Entwicklungsstufen skizziert wurden (16).
Speziell im Großraum von Assuan sind jedoch noch zwei
weitere primitive Keiltaschenformen anzutreffen. Der, in der Erfindung
ursprünglichste Typ, in Form von sehr einfachen Keillöchern der Probierphase,
sowie eine Erweiterung des Systems durch gezielte Anordnung der Keillöcher, die
einer ersichtlichen Lernphase zuzuordnen sind. Wieso Röder dies nicht zur
Kenntnis nahm, ist fraglich.
Die Keilspalttechnik wurde also im Verlauf von 11
Entwicklungsphasen in Ägypten perfektioniert.
Bei der zeitgleichen römischen Keilspalttechnik am
Drachenfels und im Odenwald wurden je nach Größe des zu spaltenden Rohstückes
entweder der größere oder der kleinere Keil verwendet.
Der größere Keiltyp entspricht der älteren Version, und hebt
sich durch seine Steilheit von allen bekannten Keiltypen ab. Die Keiltaschen
hierfür messen eine Tiefe von ca. 17 bis 20 cm, eine Breite von ca. 15 cm, und
eine Höhe von ca. 6 cm. Sie sind auch im Mons Claudianus nachweisbar, nicht
aber im Assuan Steinbruch.
Der kleinere Keiltyp ist die jüngere Version und wurde für
kleinere Spaltungen bevorzugt.
Auch er ist, gemessen an den altägyptischen Typen von
steilerer Form und etwa doppelt so Breit als die Tiefe von etwa 9 cm. Die dafür
benötigten Keiltaschen sind auch an den zerteilten Restblöcken der Mykerinos
Pyramide nachweisbar, jedoch nicht im Assuan Steinbruch.
Diese Typen entsprechen etwa der Röderschen Verfahrensweise
7a und 7b nach Assuaner Kriterien (16). Es sind bei den römischen Abbaustellen in
Germanien keine Entwicklungsstufen erkennbar. Die Römer hatten nördlich der
Alpen und auch im Mons Claudianus Steinbruch ein bereits etabliertes und funktionierendes
Keilspaltsystem mit einheitlichen Keiltypen.
Das deutet darauf hin, dass die Entwicklungsstufen 1 bis 7 (pers.
Anmerkung: nach Erweiterung der Skala von Röder, dann entsprechend Stufe 1 bis
9) einer früheren Zeit angehören, und dass sie nicht von römischen Steinmetzen
zu vertreten sind. Die Römer können laut Befund an der Entwicklung der Keiltechnik nicht
beteiligt gewesen sein.
Das römische Militärhandwerk hatte eng begrenzte und auf
Normierung bedachte Aufgaben zu übernehmen. Eine serienmäßige Herstellung von
identischen Produkten bedingte die fortdauernde Wiederholung gleicher
Arbeitsvorgänge. Dementsprechend wurden zur Rationalisierung der Arbeitsprozesse
die Werkzeuge genormt. Veranschaulicht wird dies an den annähernd gleichförmig
vorhandenen Keiltaschen in den Steinbrüchen vom Drachenfels, im Odenwald und im
Mons Claudianus. Dort finden sich vor allem großkalibrige Keiltaschen zur
Aufnahme von Keilen mit großem Spreizwinkel. Diese typisch römische
Keilspalttechnik ist im Assuan-Steinbruch an keiner Stelle ablesbar.
5.1. Römische Arbeitsspuren in germanischen
Steinbrüchen im Vergleich
5.1.1. Das römische Keilspaltverfahren im Vergleich zum
Assuan Steinbruch.
Das typische Merkmal der römischen Keilspalttechnik ist der
etwa 10 cm breite Keilschrot, mit selten rundlich, meistens rechteckig eingearbeitet
mit flachem Grund, in dem anschließend die Keiltaschen gemeißelt wurden.
Hierbei wird augenfällig, dass diese in Größe und Form, innerhalb einer
Keilreihe, stark variieren und oft aus der Flucht laufen. Die Folge waren
deshalb oftmals Fehlspaltungen.
Die Steinbearbeitung wird durch Hammer und Meißel oder mit
einem beidhändig geführten Spitzhammer oder Zweispitz erledigt.
Die Keilspaltspuren im Assuan-Steinbruch sind sehr präzise
ausgeführt. Die Keiltaschen sind in exakten Abständen, Formen und Größen auf
einer geraden Linie eingemeißelt. Der Keilschrot ist gelegentlich
Spitznutförmig, war aber dem Anschein nach nicht zwingend erforderlich, da er
oftmals fehlt. Es wurden Keile mit flacher Steigung verwendet.
Beim Vergleich der beiden Modelle stellt sich heraus, dass die
römischen Arbeiten nördlich der Alpen mit groben Werkzeugen und ohne Liebe zum
Detail hergestellt wurden.
Dem gegenüber stehen die Arbeiten im Assuan Steinbruch. Dort
erkennt man den Einsatz von feinen Werkzeugen, sowie ein feinfühliges
Ausarbeiten von fast exakt gleichen Keiltaschen mit sorgfältiger Ausrichtung
und Anordnung. Die empirische Ausführung zeugt vom Respekt zum Material und zu
der Zielsetzung.
5.1.2. Spitzspuren durch Hammer und Meißel, bzw. mit dem
Spitzhammer oder dem Zweispitz:
In den römischen Steinbrüchen nördlich der Alpen finden sich
zahllose Felswände und zurückgelassene, unbrauchbare Werkstücke (Rohlinge) mit
länglicher Strichspitzung (Strichgespitzt), als auch mit bogenförmigen
Spitzmustern.
Im gesamten Zentralsteinbruch von Assuan findet sich nur
eine kleine Abbaustelle von ca. 30 Quadratmetern auf der höchsten Stelle,
nordnordöstlich des unvollendeten Obelisken, mit ähnlichen Mustern, die nicht
mit Schutt bedeckt war (siehe oben, bereits bei Punkt 3.3., Abbaustelle 5-7
besprochen), und somit für die Römer einen Angriffspunkt gegeben haben könnte. Aufgrund
der serienweise hinterlassenen Fehlspaltungen dürfte dort die Ausbeute eher
erbärmlich gewesen sein.
Obwohl in drei Ausgrabungsperioden dutzende Blöcke zu Tage
traten, bezeugte keiner diese typisch römischen Spitzspuren. Auch an den Fels-
und Schrotwänden sind sie nicht auszumachen.
5.1.3. Sägespuren
Römische anschnitte im Massivgestein und zur Trennung von
Blöcken, in die letztendlich die Keile getrieben wurden sind keine Seltenheit. J.
Röder beschreibt diese Technik für den Drachenfels und den Felsberg
ausführlich.
Im Großraum von Assuan fehlt diese Technologie vollständig,
was darauf hinweist, das die Römer, wenn überhaupt, keinen industriellen
Granitabbau betrieben. Römische Gebäude in Assuan bestehen aus Sandstein, meist
auch aus Lehmziegeln, nur selten wurde Granit als Eingangsschwelle oder
Treppenstufe verbaut. In den meisten Fällen wurden solche Bauteile aus bereits vorhandenen
älteren Elementen umgearbeitet.
5.2. Römische Inschriften und Skizzen in
germanischen Steinbrüchen
Zitat von J. Röder :
“Wie wir aus einer ganzen Reihe antiker Steinbrüche wissen,
gehörte es zum römischen Ordnungssinn, die einzelnen Arbeitsplätze und die dort
Arbeitenden durch Inschriften und Einritzungen kenntlichzumachen“ (17).
Als Belege können hierfür Inschriften und Weiheinschriften,
sowie Initialen, Skizzen und Graffitis von römischen Beamten und Arbeitern
genannt werden.
Gleiches gilt für den Mons Claudianus Steinbruch, bei dem
Inschriften und beschriebene Tonscherben (Ostraka) die römische Anwesenheit
belegen.
In Assuan jedoch, konnten weder von Engelbach, noch bei Freilegungsarbeiten
von Röder und auch nicht bei späteren
Untersuchungen anderer Forscher Inschriftliche Nachweise der römischen Existenz
belegt werden.
Wir wissen nur von Datumsangaben, Skizzen, Linien und
Vorzeichnungen von den Steinbrucharbeitern aus dem Neuen Reich, wie bereits oben
zu Punkt 4.0 beschrieben.
5.3. Römische
Eisenfunde in germanischen Steinbrüchen
In den römischen Steinbrüchen vom Kriemhildenstuhl bei Bad
Dürkheim, in den Basalt-Steinbrüchen von Mayen und im Gebiet des Felsberges
wurden römische Doppelspitzhauen, trapezförmige Plättchen aus Eisen (22),
Hämmer zum Eintreiben der Keile, Beilhämmer und einige Eisenkeile gefunden (23).
Hier zeigt sich, dass massive Eisenwerkzeuge wie etwa 2 kg
schwere Keile oder ein ca. 4 kg gewichtiger Fasshammer im römischen Kaiserreich
keinen nennenswerten Wert mehr darstellten.
Im gesamten Assuaner Gebiet und insbesondere im Steinbruch
des unvollendeten Obelisken, der seit unbekannter Zeit mit Schutt verfüllt war,
und der nach Röders Meinung ausschließlich mit Spuren römischer
Steinbruchtätigkeit geprägt ist, fehlen jegliche römische Eisenfunde.
Die Vermutung jedoch, dass mit eisernen Keilen und
Spitzeisen im pharaonischen Syene gearbeitet wurde, erhärtet sich durch die Annalen
von Thutmosis III, die ihm die Lieferung von eisernen Gegenständen aus dem
Sinai (“Tinay“) testieren (24). Gestützt
wird diese Überlieferung durch die Eisenfunde aus dem Fundament des Hathor-Tempels
in Timna, die aktuell ins 14. bis 12. Jahrhundert vor Christus datiert werden
(25). Auch in neuesten Forschungsstudien wird offen dargelegt, dass der
Gebrauch des Eisens während dem ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. offensichtlich
zunahm.
Eisenfunde in Steinbrüchen aus dieser Zeit sind deshalb
nicht zu erwarten, weil die Wertigkeit von Eisenwerkzeugen im Gegensatz zur
römischen Zeit eine andere Dimension hatte. Zudem kann man davon ausgehen, dass
Werkzeuge zur Herstellung von Obelisken als bedeutender angesehen wurden, als
eiserne Grabbeigaben, die die Zeit nicht überdauerten.
A. Kelany bemerkte bei Ausgrabungen immer wieder Holzkohle
führende Schichten, die auf Schmiedefeuer und auf die Verhüttung von Eisenerz
hindeuten könnten. Die Dolerite-Pounders konnten zum Schmieden der Werkzeuge
und zum Mörsern von Erz benutzt worden sein.
5.4. Die Römer und der Dolerithammer (Dolerite
Pounders)
A. Kelany beobachtet an Abbaustellen die gleichzeitige
Verwendung der altägyptischen Steinklopftechnik (Dolerite Pounders) und der
Keilspalttechnik. Aufgrund der Keiltaschen sei dies ein Beleg für römische
Tätigkeiten.
Die Renaissance der Steinklopftechnik wird damit begründet,
dass sich der Dolerithammer durch seine Effizienz seit Jahrtausenden bewährt hätte,
billiger in der Herstellung gewesen sei, und dass er in den ersten Jahren der
Keilspalttechnik eine Alternative zum teuren und knappen Eisen gewesen wäre (26).
Obwohl die Basalt-Steinbrüche (Dolerit) von Mayen unweit der
römischen Granitsteinbrüche liegen, konnte J. Röder diese Technik (mit einem
Stein gegen massiven Granit schlagen) nicht feststellen.
Von daher kann die Effizienz des Dolerithammers wird in
Frage gestellt werden. Auch wenn das Eisen teuer war, gingen doch die Legionen
teilweise sehr verschwenderisch damit um.
Woher hätten die Römer wissen sollen, dass man im alten
Ägypten mit der Steinhammermethode arbeitete, wenn doch ihre Gelehrten und
Philosophen davon sprachen, dass bereits die Pyramiden mit Eisenwerkzeugen
erbaut wurden?
Im Assuan-Steinbruch wurden insgesamt 1419 Stück “Dolerite Pounders“ lokalisiert, darunter ca.
57 Stück mit Graffitis und Hieroglyphen aus dem Neuen Reich, es konnte aber kein
einziger mit römischen Signaturen belegt werden.
Auch Rosemarie und Dietrich Klemm weisen darauf hin, dass
der Dolerithammer in römischer Zeit nicht mehr benutzt wurde (33).
Die römische Steinklopftechnik ist weder plausibel erklärbar,
noch aus archäologischer Sicht nachweisbar.
Obwohl dieser Befund grundlegende Zweifel aufwirft, wird er
ohne zu hinterfragen mit subjektiver Meinung gestützt.
6.0. Die Römer in
Ägypten
6.1. Weitere Indizien, wieso die Römer den
Steinbruch nicht kannten
Kelany beschreibt zwei unvollendete römische Badewannen,
etwa 3 Kilometer südlich des Assuan-Steinbruchs. Obwohl die Objekte, mit erheblichem
Aufwand zu ca. 80% fertig waren, mussten sie wegen schlechter Gesteinsqualität
aufgegeben werden (19), ((siehe auch Röder (18)).
Hierbei stellt sich die Frage, wieso die Römer in einer
Wüstenlandschaft versuchten, hochwertige Produkte aus minderwertigem
Oberflächengestein herzustellen, wenn sie doch Zugang zum Steinbruch mit hochwertigem
Kerngestein gehabt hätten.
Während der Freilegungsarbeiten des zentralen Steinbruchs
fand man viele Blöcke und Rohlinge mit altägyptischer Bearbeitung, die zum Teil
noch immer vor Ort lagern. Ein riesiger altägyptischer Monolith mit ca. 20
Metern Länge lagert heute noch am Verschiffungsort im Steinbruch, am “Kanal“. Auch die zwei unvollendeten Obelisken und die
altägyptischen Vorleistungen im Steinbruch, die den weiteren Abbau von hochwertigem Granit begünstigten, blieben
unberührt. Dem Anschein nach, kannten die Römer den Steinbruch nicht, weil er
zu dieser Zeit verschüttet war.
6.2. Die altägyptischen Steinbrüche, und die Römer
A. Kelany (19)
bemerkt, dass sich bei unzähligen altägyptischen Abbaustellen, die teils mit
zeitgenössischen Inschriften aus dem Neuen Reich belegt sind, parallel zu der Steinklopftechnik auch
gleichzeitig “römische“ Keilspaltlöcher zeigen. Die Römer hätten demzufolge in
ihrer 300-jährigen Herrschaft an jeder noch so kleinen altägyptischen
Abbaustelle im Assuaner Gebiet, mit der Keilspaltung weiteres Steinmaterial
entnommen, ohne die altägyptischen Spuren zu beseitigen!
Röder errechnet die im Alten Ägypten abgebaute Granitmenge
mit ca. 220 Tausend Kubikmeter. Für die römische
Zeit etwa 1,5 bis 2 Millionen Kubikmeter bewegtem Gestein, was in etwa 1
Million Kubikmeter fertig verbauter Werksteine entspricht (20).
Die erstere Berechnung ist an den
Restbeständen von pharaonischen Tempeln und Pyramiden nachvollziehbar. Von den
1 Million Kubikmetern Assuangranit römischer Bauart fehlt jede Spur.
Auch Röder kann die rechnerisch ermittelte abgebaute Granitmenge
der Römer nicht bestätigen, er schreibt: “Ohne eingehendes Studium der
römischen Bauwerke, ist der Nachweis völlig unmöglich“. Was darauf hindeutet,
dass er seine eigene These nicht belegen kann.
Weder im Großraum von Assuan, noch auf Philae oder Elephantine
und auch in ganz Ägypten fehlen jegliche Belege auf eine kaiserzeitliche Verarbeitung
von Assuangranit. Es lassen sich keine römischen Gebäude aus Rosengranit
belegen. Verbaut wurde im großen Stil Sandstein und gelegentlich auch
Kalkstein.
Der Steinbruch des Unvollendeten Obelisken zeugt heute noch
von ausnahmslos altägyptischer Tätigkeit. Nachweisbar sind altägyptische
Arbeitsspuren, Werkzeuge, Zeichnungen und Inschriften. Bei Ausgrabungen fand
man Tonscherben sowie Gegenstände aus dem Neuen Reich.
Hätten die Römer dort 2 Millionen Kubikmeter Granit abgebaut,
so wären diese Referenzen verloren, was nicht der Fall ist.
7.0. Die Bedeutung der Obelisken im Neuen Reich
Um die Wertschätzung der Obelisken im Neuen Reich zu
verdeutlichen, geben uns zwei Weiheinschriften nähere Auskunft.
Die erstere entstammt von Amenophis II aus dem Chnum-Tempel
von Elephantine:
“Horus starker Stier mit großer Kraft, König von Ober- und
Unterägypten, Sohn des Re, Amenophis, Gott und Herrscher Thebens. Er schuf als
sein Denkmal für seinen Vater Chnum-Re, ein Errichten für ihn zweier Obelisken
für den Altar des Re. Er handelt, um mit Leben beschenkt zu sein“.
Diese Weiheinschrift hat eine Parallele zu der Inschrift
eines Obelisken von Thutmosis IV, ebenfalls aus Elephantine.
Das zweite Beispiel entstammt einer Stele des Perystilhofes
des Tempels Amenophis III in Theben:
“Komm doch, Amun-Re und besieh dir dein Haus, das ich dir
gemacht habe auf der Westseite von Theben, ich habe dir Obelisken errichtet an
diesem Ort“ (21).
Nach der Glaubenslehre des Neuen Reichs konnte der Pharao
durch den Obelisken Kontakt zu Amun-Re herstellen, zudem konnte die Seele beim Tod
des Gottkönigs durch den Obelisken zum ewigen Herrschaftssitz zu den Göttern aufsteigen.
Den Weiheinschriften nach, waren die Obelisken auch die
irdischen Wohnsitze der Götter.
Angesichts dieser Glaubenshaltung wird man in der Annahme
wohl nicht fehlgehen, dass die Priesterschaft beim Niedergang des Neuen Reiches
versucht hat, dieses Machtsymbol vor Missbrauch durch eingedrungene
Fremdherrscher zu schützen.
Der Granitsteinbruch, mit noch gewaltigen Vorräten
zur Herstellung von heiligen Obelisken sollte verschwiegen werden, weshalb er durch
Schutt- und Sandaufschüttung vor fremden Zugriff gesichert wurde.
Nur die alten Ägypter konnten ein Interesse daran haben, und
nur sie konnten den Ehrgeiz entwickeln den Steinbruch mit hunderttausenden
Tonnen Schutt zu verfüllen.
8.0. Die Dolerithammer-Steinklopftechnik
Im Assuan Steinbruch finden sich an mehreren Stellen ausgelegte
Granitblöcke aus schlechtem, durchgehend geschädigten Oberflächengestein mit
bereitgestellten Doleritkugeln, an denen zehntausende Touristen die
Steinklopftechnik erproben können. Anfänglich konnte die durch Erosion
zermürbte Oberfläche leicht abgeschlagen werden. Gelangt man jedoch in die
Strukturell besser erhaltene innere Gesteinsrinde, oder an das Kerngestein, so
geht der Granitabtrag mit dem Dolerithammer gegen null. Es wird bei dauerhaftem
Einschlagen nur noch Staub erzeugt, ohne dass die Oberfläche merklich an
Substanz verliert.
Dies bereits von Fachautoren erkannt, dass die
Steinklopftechnik so nicht funktioniert, verweist man darauf, dass die Alten
Ägypter den Assuangranit im Wechsel mit Feuer zermürbt hätten.
Auch diese Vorgehensweise findet keinen Wissenschaftlichen halt,
da weder die vorgefundenen Schrotgräben, noch die bis zu zehn Meter tiefen
Kontrollschächte Rauch- oder Branntspuren aufweisen.
Auch an dem unterschroteten unvollendeten Obelisken (Naos, Sitzfigur?),
südwestlich des Unvollendeten Obelisken, sind Doleritkugeln zur Erprobung der
Tauglichkeit – unter fachmännischer
Anleitung eines Touristenführers – ausgelegt. An dieser Stelle konnten bislang
viele Tausende Besucher keine erkennbare Zurückarbeitung bewirken. Es zeigt
sich lediglich eine Glättung der hier beschlagenen Oberfläche, die die
ursprüngliche Punktgespitzte Struktur an den höher gelegenen Stellen leicht
einebnet. Bewiesen wird hier eindrucksvoll, dass der Dolerithammer nicht in der
Lage ist, die überlieferten Oberflächenmuster zu erzeugen.
Das Gegenteil ist
der Fall, diese Demonstration zerstört 3500 Jahre alte Dokumente.
Engelbach beschrieb als erster die Theorie der
Steinklopftechnik aufgrund von zwei Fakten. Erstens, weil er bei den
Freilegungsarbeiten der Schrotgräben des Unvollendeten Obelisken sogenannte
Dolerithämmer fand, und zweitens, weil die Formen der Ausarbeitungen gerundet
sind. Er bezieht sich dabei auf muldenartige Vertiefungen, wellige Oberflächen
der Schrotwände und rund ausgearbeitete Innenecken, die das Produkt von
kugeligen Werkzeugen sein müssten. Angenommen wurde, dass sich ursprünglich scharfkantige Doleritsteine
durch Abnutzung in gerundete, abgeflachte kugelige Gebilde verformten.
Betrachten wir jedoch die Feinstrukturen in den Schrotgräben
des Unvollendeten Obelisken, so stellen wir fest, dass die Oberflächen eine grobkörnige
Struktur aufweisen (32). Ein solches Muster erfordert ein punktuelles einschlagen eines spitzen Werkzeuges
mit immer gleichbleibender Beschaffenheit.
Die Kanten eines Doleritsteines verlieren nach wenigen
Schlägen ihre Schärfe und verrunden sehr schnell bis zu dem Punkt, an dem die
Schlagenergie auf eine entsprechend große Fläche verteilt wird.
Dies zeigt, dass der Dolerithammer vorwiegend in verrundeter
Form Anwendung fand, und dass er deshalb die grob gespitzten Strukturen nicht
erzeugen kann.
Hunderte Quadratmeter Schrotwände und muldenartige
Oberflächen weisen auf ein punktuelles aneinanderfügen immer gleicher
Einschläge hin, was nur durch ein ständig erneuerbares spitzes Werkzeug mit
immer gleichen Eigenschaften erfolgt sein kann.
Die 1419 Stück gefundenen Dolerite Pounders geben ein
Zeugnis davon, dass sie bis zur vollständig verrundeter Form verwendet wurden. Abgeflachte
oder geglättete Werkzeuge können auch nur flache oder geglättete Werkzeugspuren
erzeugen. Somit ist es offensichtlich, dass die Dolerithämmer nicht für die körnigen,
grobporigen Oberflächen verantwortlich sind.
Kein einziger ist dabei, der punktgespitzte Oberflächen erzeugen
könnte.
Die Nutzung der
Dolerithämmer als schlagendes Werkzeug im Steinbruch:
a) Zum Abschlagen von Erosionskrusten und mürben Gesteins.
b) Zum Mörsern von Granit um Schleifkörnungen herzustellen.
c) Zum Einebnen und Egalisieren der gespitzten Oberflächen
als Vorstufe vor dem ersten Schleifen.
d) Als Kugellager zum Verschieben, Transportieren und Drehen
der Blöcke und der Obelisken.
e) Als Schlagwerkzeuge für Spitzeisen und zum Eintreiben der
Keile (Engelbach wies auf Eisenoxid-Verfärbungen (Rost) auf den Oberflächen der
Dolerithämmer hin (31)) .
f) Zum Schmieden von Spitzeisen, Spitzhämmern und
Eisenkeilen (Kelany fand bei Ausgrabungen immer wieder Reste und Schichten von
Holzkohle)
Wie weiter oben dargelegt, deuten alle Fakten und
archäologischen Befunde darauf hin, dass die Römer zu keiner Zeit im
Assuan-Steinbruch tätig waren. Bekräftigt werden dadurch die Studien von Engelbach,
De Morgan und Platt (28), die bereits die Keilspalttechnik als altägyptisch
deuteten.
Weiterhin gewinnt auch die Überlegung Engelbachs weiter an Gewicht, wenn er davon
spricht, dass die Steinmetzen im Neuen Reich etwas Härteres als Eisen kannten,
er meinte damit Stahl (29).
Wenn man sich an letzter Stelle unserer Überlegungen die
Ausführung der Keiltaschen vor Augen hält, die eindeutig mit feinen Spitzeisen
herausgearbeitet sind, so gibt es keinen Zweifel, dass nur gehärtetes Eisen zum
Erfolg führen konnte.
Mittlerweile belegen Stahlfunde des 12. Jahrhunderts v. Chr.
aus der Levante, aus der Umgebung von Megiddo und aus Nubien die bewußte
Aufkohlung von Eisen (30). Dies weist
darauf hin, dass die Stahlherstellung bereits
vielerorts geläufig war, und dass Stahl gezielt hergestellt wurde. Aus dieser Tatsache geht weiterhin hervor,
dass die Eisenherstellung sowie das Härten des Eisens von einzelnen
Metallhandwerkern einer weitaus früheren Zeit zugemutet werden kann. Angesichts
der genialen Steinbearbeitung bereits im Alten Reich, ist dort wohl der
Ursprung des Stahls anzunehmen.
Im Zeitfenster von ca. 700 Jahren, zwischen dem Fund von
geschmiedeten Eisenperlen und dem Bau der Pyramiden, wurden Technologien und
Werkzeuge erfunden, die sich bis heute erhalten haben.
Das seit dem Jahr 2002 unter realen Bedingungen andauernde
Experiment am südlichen Obelisken (Naos) zeigt eindrucksvoll, dass die
Klopftechnik von hunderttausenden Touristen keinerlei Veränderung auf die
altägyptischen Vorlagen bewirkt hat.
Durch die Vorgabe von Hatschepsut, einen Obelisken innerhalb
eines Jahres fertiggestellt zu haben, hatten manche Autoren auch gleich die
Berechnungsgrundlagen für den zu ermittelnden Wert der Abtragsleistung des
Dolerithammers. Bei den mutmaßlichen Versuchen wurde im Minutentakt der
Granitabtrag gewogen und auf Stunden- und Tagesleistung hochgerechnet. Letztendlich
hatte man so gearbeitet und dieselbe Arbeitsleistung erzielt, wie die
Steinmetzen in der 18. Dynastie, so die Autoren in ihren Schriften. Demgegenüber
steht das nun seit ca. 14 Jahren andauernde Experiment, bei dem auf einer
Klopfstelle von ca. 40x40 cm kein ersichtlicher Abtrag erfolgte.
Die Annahme, der Mensch hätte jemals Statuen, Säulen und
Pyramidensteine aus Granit durch Bearbeitung (Hämmern) mit Steinkugeln
erschaffen, erübrigt sich.
Um Verwirrungen zu vermeiden wurde im gesamten Dokument der
Begriff “Dolerithammer Steinklopftechnik“ oder ähnlich gleichlautende
Ausdrücke, wie von den zitierten Autoren propagiert, beibehalten. Zukünftig
sollte diese Oberflächenbearbeitung als grob gespitzt bezeichnet werden, was
von einschlägigen Fachleuten uneingeschränkt Zustimmung finden wird.
9.0. Zusammenfassung
Lediglich auf Grund der damals umstrittenen Aussage von
Lucas und Harris, dass das Eisen erst in der letzten Hälfte des 1. Jahrtausends
vor Christus in Ägypten eingeführt wurde, datiert Josef Röder die in Ägypten
vorgefundene Keilspalttechnik in die römische Zeit.
Obwohl R. Engelbach ernstzunehmende Hinweise für das
Auftreten der Keilspaltung seit dem
Neuen Reich belegt, und ungeachtet der fundierten Kritik von C. Nylander an
Röders Auffassung, wird bis in die heutige Zeit lediglich Röder zitiert. Die
Keilspalttechnik wird demnach als römische Erfindung angesehen, was als
Datierungskriterium in der Ägyptologie weitreichende Fehler mit sich bringt.
Auch die von Röder vermuteten neun Entwicklungsphasen der Keiltechnologie kann
nicht während der Römerzeit stattgefunden haben, da bei den nachweislich
römischen Abbaugebieten wie z.B. am Mons Claudianus, Mons Porphyrites und in
den germanischen Steinbrüchen annähernd identische Spaltmethoden angewendet
wurden.
Dies sind zum einen für großkalibrige Spaltungen ein
massiger Keil mit großem Winkel, der Keiltaschen bis zu 20 cm Tiefe benötigte.
Für kleinere Spaltungen wurde ein kleinerer Keil mit ebenso stumpfen Winkel
verwendet, der wesentlich breiter war als seine Tiefe von etwa 9 cm.
Die in Assuan vorgefundenen 11 Entwicklungsstufen
(erweiterte Skala) sind daher einer weit früher vorausgegangenen Probier- und
Lernphase zuzuordnen.
Die Verwendung von Präzisionskeilen zum Abspalten von
Obelisken bis 25 m Länge, wie sie aus dem Neuen Reich ablesbar sind, mit
flachem Winkel und Keiltaschengrößen von ca. 12 cm Tiefe und etwa 14 cm Breite,
wurde von den Römern nie kopiert, weil diese Technik im verschütteten
Steinbruch unentdeckt blieb .
Im Großraum von Assuan wurden römische Werkstücke trotz
erheblichen Aufwandes wegen Materialfehler im Nachhinein aufgegeben. Was darauf
hinweist, dass die Römer keinen Zugang zum Steinbruch mit bestem Kerngestein
hatten. Die zwei bereits freigelegten Obelisken blieben unberührt.
Alle Archäologischen Befunde im Steinbruch des Unvollendeten
Obelisken stammen aus altägyptischer Zeit. Nachträgliche Arbeiten anderer
Völker hätten diese Spuren für immer beseitigt, und sie hätten ihre eigenen
“Fingerabdrücke“ hinterlassen.
Führt man sich die Symbolkraft der Obelisken vor Augen, so
wird erklärbar, dass beim Niedergang des Neuen Reiches das verfügbare Rohmaterial
vor Invasoren geschützt und somit versteckt wurde.
bjA
Aus den oben gewonnenen Erkenntnissen, dass man im Neuen Reich
bereits Stahl kannte, geht hervor, dass das seit dem Alten Reich – sogar seit
der 1. Dynastie - bekannte Metall bjA den Werkstoff Eisen bezeichnete. Im Neuen
Reich wurde die Bezeichnung mit dem Ausdruck bjA-n.pt erweitert, womit man die
Eigenschaft “So fest wie der Himmel“ als Qualitätsstandard hervorhob, gemeint
war damit Stahl.
Obwohl man bereits im Alten Reich gestähltes Eisen
herstellen konnte, war es aufgrund des überregionalen Metallhandels erst im
Neuen Reich erforderlich, insbesondere gegenüber der zu importierenden Bronze, mit
dem jetzt höherwertig verfügbarem Metall konkurrieren zu können.
Wenn man nun bjA für den Zeitraum von 1500 Jahren als Kupfer
übersetzt, und ab dem Neuen Reich bjA-n.pt als Meteoreisen, weil es Eisen vom
Himmel sei, müsste man bjA-n.pt konsequenter Weise als Kupfer vom Himmel
übersetzen. Weil es aber keine Kupfermeteoriten gibt, und dieselben
bjA-Hieroglyphen aus der ersten Dynastie und bis in die Spätzeit das Eisen bezeichnen
(Gräfe, Wortfamilie bjA), besteht in den Übersetzungen erheblicher Aufklärungsbedarf.
(Zu den Eisenfunden siehe u.a. Punkt 5.3.)
Die Erkenntnisse der obigen Recherchen lassen den Schluss
zu, dass der Archäologe Josef Röder mit falschen Informationen nach Assuan
geschickt wurde, die seine Feldarbeit hinsichtlich technologischer Fragen stark
beschränkten. Dank seiner späteren Untersuchungen zu den römischen
Granitarbeiten im alten Germanien ließen sich fundierte Erkenntnisse ableiten,
die im Zusammenhang mit den Dokumentationen der Freilegungsarbeiten im Assuan
Steinbruch neue Einblicke in die Technologie und den Arbeitsweisen der
damaligen Welt aufzeigen.
Alle Indizien des Assuan Steinbruchs sind authentisch für
das Neue Reich, was darauf hinweist, dass er damals verfüllt und konserviert
wurde. Nur so konnte der Topf mit roten Farbresten die
3000 Jahre überdauern. Die Römer betraten zu keiner Zeit den Steinbruch.
150406 Quellen
1) Engelbach Reginald, The Aswan Obelisk, with some remarks
on the ancient engineering, 1922
2) Engelbach Reginald, The Problem oft the Obelisks, from a
Study oft he Unfinished Obelisk at Aswan, 1923
3) Engelbach (2), S. 34, 40
4) Röder Josef, Zur Steinbruchgeschichte des Rosengranits
von Assuan, 1965, Seite 467 – 552;
Archäologischer
Anzeiger, Heft 3; Beiblatt zum Jahrbuch des Deutschen Archäologischen
Instituts,
Band 80, 1965
5) Lukas A. – Harris J. R., Ancient Egyptian Materials and
Industries, 1962, S. 239
6) Röder (4), S. 523
7) Nylander Carl, Bemerkungen zur Steinbruchgeschichte von
Assuan, 1968, Seite 6 – 10;
Archäologischer
Anzeiger, Beiblatt zum Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts,
Band 83, 1968
8) Kelany Adel, Marks oft he Quarry Workers at the
Unfinished Obelisk Quarry, Aswan, Egypt:
Preliminary
Report, 2009, S. 547 - 552
9) Engelbach (2), S. 38: Plan and Sections of the Aswan
Obelisk, Scale 1:200
10) Kelany Adel, Harrell James A., Brown V. Max, Dolerite
Pounders: Petrology, Sources and Use,
2010, S. 127 -
136
11) Engelbach (2), S. 40 u. 51
12) Kelany (10), S. 134
13) Kelany A., Parizek Richard R., Shelton S. Alexander,
Gold David P., El-Gohary Amr, Parizek
Katarin A. and
Walters Elizabeth J., Canal Extension confirmed by Geophysical Surveys, Aswan
Obelisk Quarry,
Aswan Egypt, 2007, S. 1 - 27
14) Röder Josef, Römische Steinbruchtätigkeit am
Drachenfels, 1974, S. 509 – 544; Bonner Jahrbücher des Rheinischen
Landesmuseums in Bonn und des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, Band
174, 1974
15) Röder Josef, Der Felsberg im Odenwald, mit geologischen
und archäologischen Beiträgen über die Entstehung der Felsenmeere und die
Technik der römischen Granitindustrie, 1985, S. 31–134; Landesamt für
Denkmalpflege Hessen, Abteilung für Vor- und Frühgeschichte, Führer zur
Hessischen Vor- und Frühgeschichte, Band 3, 1985
16) Röder (4), S. 517
17) Röder (15), S. 64
18) Röder (4), S. 549 und Abbildung 48 S. 547
19) Kelany Adel, Negem Mohamed, Tohami Adel and Heldal Tom,
Granite Quarry survey in the Aswan region, Egypt: shedding new light on ancient
quarrying, 2009. Geological survey of Norway Special Publications 12, Seite
87-97.
20) Röder
(4), S. 551
21) Bommas Martin, Der Tempel des Chnum der 18. Dynastie auf
Elephantine, Inauguraldissertation 2000,
Seite 222 ff.
22) Jorns Werner, Der Felsberg im Odenwald 1985, Zur
Geschichte und zum Alter der römischen Granitindustrie auf dem Felsberg, Seite
18
23) J. Röder (15), Seite 46-48
24) Yosha Abdel Salam Al-amri, The Role oft the Iron Ore
Deposit of Mugharet
el-Wardeh/Jordan in the Development of the Use
of Iron in Southern
Bila del-Sham, Bochum 2007, S. 100
25) Yosha Abdel Salam Al-amri (24), S. 149
26) A. Kelany (10), S. 136
27) Gnirs Andrea M., Ägyptische Militärgeschichte als
Kultur- und Sozialgeschichte, Paderborn 2009
28) Röder (6), Seite 476
29) Engelbach (2), Seite 40
30) Eigene Homepage, Eisenfunde, http://cheops-insider.homepage.t-online.de/
31) A. Kelany (10), Seite 134
32) Röder (4), siehe Abbildung Nr. 20, S. 499
33)
Klemm Rosemarie und Klemm Dietrich, Steine und Steinbrüche
im Alten Ägypten, 1993, S. 309: “In der
römischen Zeit wurde die Steinklopftechnik nicht mehr angewendet“.
34)
35)
36)
37)
Keywords
iron objects ancient egypt, egyptian excavating, steel, Old
Kingdom, Middle,
New Kingdom, egyptian wedge technique
iron wedge egypt, wedge splitting, wedge slots, rows, holes, dolerit pounder,
ancient quarry, Aswan, unfinished Obelisk, Aswan Quarry, stone pounding,
dolerite balls, stone hammers,
82
120124 Abbau und
Verarbeitung von Assuan-Granit im Alten Ägypten mit der Keilspalttechnik
1.1.) Die Technik, wie man Granit durch Eintreiben
von Eisenkeilen in dafür vorbereitete Keiltaschen oder Keillöcher spaltet, erklärt uns
Dr. Rudolf Koch, Kunsthistoriker an der Universität in
Wien, auf seiner Homepage von 2006:
“Die Technik,
vor allem Hartgesteine wie Granit, durch Keile zu spalten, taucht in der
ägyptischen Steinbearbeitungstechnik schon frühzeitig auf. Dabei wird eine
Reihe von konisch zulaufenden Löchern in den Stein gearbeitet. Anschließend
werden Keile eingetrieben. Die Sprengwirkung wird jedoch nicht durch die
Schneide der Keile erzeugt, sondern ausschließlich durch den Flankendruck der
Keile gegen die Keilbuchse. Daher ist es wichtig, dass zwischen den Flanken des
Keils und den Seitenflächen der Keilbuchse ein möglichst lückenloser Kontakt
besteht. Dies ist mit ein Grund, warum Keilbuchsen in der Regel sehr sorgfältig
ausgemeißelt werden. Die Technik der Keilspaltung wurde bis in jüngste Zeit bei
Granitsteinbrüchen in Europa angewendet; für bestimmte Aufgaben bedient man
sich heute noch dieser Technik.
Sehr häufig
wird - sogar in der Fachliteratur - die Meinung vertreten, die Ägypter hätten
die Keilspaltung durch Eintreiben von Holzkeilen durchgeführt, die sie dann mit
Wasser begossen. Durch das Aufquellen des Holzes wäre dann der nötige
Seitendruck für die Steinspaltung entstanden. Bisher ist jedoch kein Experiment
bekannt, wo dies tatsächlich überprüft worden wäre. Aus vielen - hier nicht
näher auszuführenden Gründen - ist die Keilspaltung durch quellende Holzkeile
in den Bereich des Wunschdenkens zu verweisen.“
1.2.) Experimente
Auszugsweise gebe ich hier den
Inhalt der Homepage von
http://www.hobby-aegyptologen.de/hobbyaegyptologen_de.html wieder:
“In unserem ersten Buch
"ÄGYPTISCHE PYRAMIDEN" wird die These aufgestellt, dass
Gesteinsblöcke mit angefeuchteten Holzkeilen aus dem Fels gesprengt wurden.
Diese in der Literatur häufig aufgestellte These muss stark angezweifelt werden
und wurde anhand eines Versuches von Mitgliedern des Vereins
"Hobby-Ägyptologen e.V." überprüft.
Aus einem Steinbruch der Nordeifel, in der Nähe der Stadt Aachen, entstammt der
für diesen Versuch ausgesuchte Kalksteinblock, der ein Gewicht von 45O kg
besitzt. Die Ritzprobe mit einem Tropfen verdünnter Salzsäure, die beim
Auftragen auf den Gesteinsblock mit heftiger Bildung von sprudelnden Bläschen
reagierte, bestätigte uns, dass es sich um einen Gesteinsblock aus Kalk (Calcit)
handelt.
Versuchsaufbau:
Mittels Bohrgerät und Stahlmeißel wurden innerhalb von zwölf Stunden vier Keillöcher
in den Versuchsblock eingearbeitet. Die entsprechend der Lochform gefertigten
Holzkeile wurden mit einem schweren Vorschlaghammer in die Keillöcher getrieben
und mit einer Wasser-Berieselungsanlage 100 Stunden befeuchtet. Drei
Sprengversuche mit Holzkeilen verschiedener Art (Zedern-, Eichen- und
Buchenholz) wurden durchgeführt. Zur Anwendung kamen nur trockene Holzkeile,
denen zur Optimierung im Ofen bei 100°C die Restfeuchte entzogen worden war.
< Die hier nicht veröffentlichten Bilder können auf der Homepage von
hobby-aegyptologen.de eingehend studiert werden:
Maßskizze des Versuchsblocks; Gegossener
Bronzemeißel nach dem 30minütigen Arbeitsversuch;
Die Skizze
zeigt, wie die unbearbeiteten Blöcke an den ägyptischen Bauwerken ausgesehen
hätten, wenn die Keiltechnik bekannt gewesen wäre. >
Ergebnis:
Trotz eines geringeren Abstandes sowie einer tieferen Einkerbung der Keillöcher
gegenüber den üblichen Maßen in den ägyptischen Steinbrüchen kam es nicht zu
einer Spaltung des Blockes. Durch diesen Versuch kamen wir zusätzlich zur
Erkenntnis, dass die Pyramidenerbauer mit ihren Steinbeilen niemals die exakten
Keillöcher unter Berücksichtigung des enormen Zeitaufwandes hätten herstellen
können. Mit einem nachgegossenen Bronzemeißel wurde ein Bearbeitungsversuch
durchgeführt, der nach 30 Minuten abgebrochen wurde, da der Meißel, ohne eine
gravierende Bearbeitungsspur am Block zu hinterlassen, abstumpfte. Wie der
vorbeschriebene Versuch zeigt, muss die Auffassung, nach der die
Pyramidenerbauer die Keiltechnik zum Sprengen der Blöcke gekannt hätten,
als widerlegt gelten.
(Anmerkung: .... wenn sie kein Eisen hatten!)
<Bild>
Die Skizze
zeigt, wie die unbearbeiteten Blöcke an den ägyptischen Bauwerken ausgesehen
hätten, wenn die Keiltechnik bekannt gewesen wäre.
… Gerade
diese Keillöcher, in die aber keine Holzkeile sondern Eisenkeile eingeführt
worden sind, haben seit alters her zur falschen Schlussfolgerung geführt, dass
feuchte Holzkeile den Gesteinsblock
aus dem
Felsen herausgesprengt haben sollen. Die Steinblöcke wurden mit Eisenkeilen aus
dem Felsen gesprengt und nicht mit Holzkeilen.
Die
Absprengung der Gesteinsblöcke wurde mit Hilfe von Keillöchern auf zweierlei
Weise ausgeführt. Zum einen gab es die Keiltechnik, bei der nur die Löcher
nebeneinander angelegt wurden, zum anderen hat man die Schlitzkeiltechnik
angewandt, wobei ein zusammenhängender Schlitz über der gesamten geplanten
Sprenglinie ausgekerbt wurde. In den Boden dieser Einkerbungslinie wurden in
ähnlicher Weise wie bei der Keiltechnik Löcher getrieben. Eisenkeile wurden mit
einem schweren Vorschlaghammer in die Keillöcher hineingetrieben, um den
Gesteinsblock an dieser Stelle zu sprengen.
<Bild>
Keiltechnik; Schlitzkeiltechnik
Anmerkung:
Beiden hier
angeführten Artikeln kann unwidersprochen Folge geleistet werden.
Zum
Experiment ist nur noch anzumerken, dass es nicht gelang einen 38 cm hohen Kalksteinblock
mit Holzkeilen zu spalten. Die Fundsituation für das Alte Reich, insbesondere
bei der Djedefre Pyramide beschreibt Granitblöcke mit Keilspalttaschen deren
Spaltflächen die dreifache Höhe besitzt.
Die
physikalischen Kennwerte bei der Bewertung von Natursteinen hinsichtlich der Biegezugfestigkeit
nach DIN 52100 ergeben für dichte (feste) Kalksteine einen Wert von 6 – 15
N/mm2, für Granit 10 – 20 N/mm2, was darauf hinweist, dass der gescheiterte
Versuch bei Kalkstein gegenüber dem Granit mit ca. 30% höherer Festigkeit, erst
recht belanglos wird.
Dies trifft
auch auf die Bearbeitung mit Bronzemeißeln zu.
-------------------------------
Dass die Granitspaltung nur mit Eisenkeilen ausführbar ist,
wird von der Ägyptologie insgesamt, und
insbesondere von Rosemarie und Dietrich Klemm belegt. In der ausschließlich
zitierten Referenz “ Die Steine und
Steinbrüche im Alten Ägypten ,1993, Punkt 7.2 Die steinbruchtechnische
Gewinnung und Bearbeitung von Granit und Granodiorit in antiker Zeit“ wird
ausdrücklich dargelegt, dass alle ägyptischen Keilspaltspuren in der Zeit der
Römer entstanden sind, da die Römer die ersten gewesen seien, die mit
Eisenwerkzeugen in Ägypten gearbeitet hätten.
Vorläufig lohnt es sich hier nicht, näher auf die einzelnen
Spaltkeilformen und –Löcher einzugehen, denn die Erfahrungen und
Gepflogenheiten der Steinbrucharbeiter und der Schmiede (soweit sie nicht
identisch waren) sowie die verwendeten Materialien konnten nach Belieben
variieren.
1.3.) Typische
Kennzeichen von Granitoberflächen
Lediglich zum weiteren Verständnis der später zu
besprechenden Granitoberflächen erscheint mir eine Kurzbeschreibung von
Granitoberflächen notwendig.
1.3.1.) Natürliche
Oberflächen nahe der Verwitterungszone kennzeichnen sich durch weiche,
verrundete (bauchige), leicht gewellte und geschwungene Linienführung aus. Die
Kristalle sind gleichmäßig zurückgewittert, begleitet von Schalenbildung,
Rissen und Klüften.
1.3.2.) Natürliche
Oberflächen infolge Rissbildung, ausgelöst durch tektonische Kräfte, werden
charakterisiert von relativ ebenen, weit geschwungenen oder windschiefen
Steinflächen, einhergehend mit
deutlicher Verfärbung.
1.3.3.) Von
Menschenhand zugerichtete Spaltflächen
sind in der Gangseite (horizontal) relativ eben bis windschief. Die Spaltflächen
der Kopfseiten (vertikal zur Erstarrungsrichtung) sind oftmals unregelmäßiger,
auch mit welligen Vertiefungen und gröberer Struktur.
1.3.4.) Gespitzte
Flächen sind gleichmäßige über die ganze Fläche verteilte Spitzhiebe. Die
einzelnen Spitzhiebe sind jedoch nicht ganz regelmäßig und auch nicht gleich
tief, die gespitzte Fläche ist nahezu
vollständig eben.
Auf Maß bossierte Flächen sind wesentlich gröber, in beiden
Fällen sind die Spuren der Keilspalttaschen zurückgearbeitet und somit nicht
mehr ablesbar.
1.3.5.) Als grob gespitzte Oberflächen sind die
Schrotgräben (Gassen) zur Freilegung von Obelisken zu bezeichnen. Das
Schrotverfahren ist eine notwendige Methode zur Freilegung von Rohblöcken wenn
im anstehenden Massivgestein natürliche Teilungen fehlen.
Mit beidhändig geführten Spitzhacken (Dechsel) wird ein
grabenförmiger Einschnitt in den Fels gehauen. Je nach Arbeitsweise und Schärfe
der Werkzeuge sind die unterschiedlich vertieften Einschläge der
Werkzeugspitzen an den bearbeiteten Flächen ablesbar.
In der Werkzeugliste des Alten Reiches von Goyon wird eine
kurze, schwere Dechsel mit massivem Metalldorn dargestellt, der für solche
Schrotarbeiten geradezu prädestiniert ist.
Weder ein kantiger Dolerithammer, noch ein alsbald
verrundeter Dolerithammer macht punktgespitzte Granitoberflächen. Siehe auch hierzu Beitrag # 74 und # 75
1.4.0.) Typische Kennzeichen und Spuren der Keilspalttechnik, wobei ausdrücklich
darauf verwiesen wird, dass dies nur Anhaltspunkte sein können, da eine
Vielzahl von Eigenheiten und Parametern das Gelingen der gewünschten Spaltung beeinflussen.
1.4.1.) Das Keilspaltverfahren
mit Großkeilen, wie es im Alten Reich
nachgewiesen werden kann.
Die Keiltaschen sind etwa 12 – 16 cm lang und ca. 14cm tief,
mit einer Breite von ca. 4 -5 cm. Der Abstand voneinander (Stegbreite) variiert
von einer bis drei Keilbuchsenlängen.
1.4.2.) Das
Keilspaltverfahren mit Schrot und Kleinkeilen
(Schlitzkeiltechnik s. o., Kantkeil- oder Schrotkeilspaltung)
Für die verschiedenen Gesteine wurden unterschiedliche
Spaltkeile oder auch Kantkeile entwickelt. Zuerst erfolgt eine Kerbmarkierung
(Schrot, Schrotnut) der gewünschten Spaltrichtung auf der Blockoberfläche. Die
Tiefe und Breite richtete sich nach den handwerklichen Erfahrungswerten und
Gepflogenheiten, um mit geringstmöglichem Aufwand eine exakte Spaltung zu
erzielen. Dann wurden entsprechend der Spaltbarkeit und der Größe der Spaltflächen
in Abständen die eigentlichen Keillöcher eingearbeitet. Das Antreiben der in
die Keilspalttaschen eingesetzten Keile erfolgte in der pharaonischen Zeit mit
einem mittelschweren Dolerithammer. Die für das Neue Reich datierten Keillöcher
dienten zur Aufnahme von ca. 12 x 4 x 10 cm großen Keilen
1.4.3.) Bislang als
falsch interpretierte Keilspaltspuren des Steinraubs
Eine Vielzahl verschiedener Bearbeitungsspuren an den
Steinblöcken der Mykerinos-Pyramide wurden den späteren Zeiten des Steinraubs
zugedacht. Es handelt sich hierbei um eingearbeitete durchlaufende Spitznuten,
oder um solche, die mit leicht erhöhten, stehengelassenen Stegen, in ziemlich
gleichmäßigen Abständen mit Flachnuten unterteilt sind.
Spitznuten und schräg eingesetzte Nuten mit breitem Grund
können nicht als Vorzeichen für die Keilspaltung eines späteren Steinraubes
angesehen werden. Sie entstanden im Zuge des Bauprojektes und dienten als
Versetzhilfen oder zu anderen Zwecken.
Auf dem ersten Blick ähneln sie der Schrotkeiltechnik, sie
unterscheiden sich jedoch eindeutig davon:
a.) Für einen Schrot
sind sie zu schmal, und es fehlen die Ansätze für Keilbuchsen. Auch die
Ausführung des Schrotes ist für Keile ungeeignet.
b.) Um ein gutes Gelingen der Spaltung zu erzielen, hätte
die vorgearbeitete Keilnut über die gesamte Breite des Steines geführt werden
müssen. Sie endet jedoch des Öfteren erheblich vorher.
c.) Ein Verkleidungsblock der Mykerinos-Pyramide mit der
besagten Nut ist noch mit Resten von Gipsmörteln ausgekleidet (Bild 3112, 3113),
was nur den Schluss zulässt, dass die Vertiefung bereits zum Zeitpunkt des
Versetzens vorhanden war.
d.) Ein abgebauter, aber noch auf der obersten Lage der
Pyramidenverkleidung liegender Granitblock der Mykerinos-Pyramide (Bild 3091),
zeigt die gleiche Situation an der unteren Fugenfläche.
Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass die mit dem Abbau
betreute Mannschaft, in 10 Metern Höhe auf der kurzgestuften Abtreppung der Backing-Stones
stehend, den Block mit irgendwelchen Steinmetzarbeiten hätten bearbeiten
wollen. Zumal sie für ihre Tätigkeit andere Werkzeuge benutzten, und genügend Vorrat
von spaltbaren Blöcken am Lagerplatz vorhanden war.
e.) Granitsteine der
Außenverkleidung an der Chephren Pyramide weisen auf dem Oberlager ebenso in
der Länge unterteilte, ca. 3 – 4 cm Breite Nuten auf, jedoch mit breitem
Untergrund. Eine Nutreihe verläuft längs parallel der Steinachse und eine
zweite Reihe Winkelrecht dazu.
Dieselben Ausarbeitungen befinden sich an einem Steinblock
der letzten Schichten unterhalb des ehemaligen Pyramidions. Hier handelt es
sich um einen Eckstein, wobei ebenso die Nutreihe parallel der Profilkante und
mit der Profilwiederkehr um 90° gedreht, innerhalb des Steines verläuft.
Weder die sich kreuzenden Ausarbeitungen, noch die zuletzt
genannte L-Form des Nutverlaufes würde Sinn für beabsichtigte Steinspaltung
machen, des Weiteren konnten sie nur bereits während der Bauzeit entstanden
sein.
f.) Die Spuren sind auch an untersten, im Gesteinsschutt liegenden
Blöcken der Mykerinos-Pyramide vorhanden, wieso hätte man in mühseliger Arbeit
vorbereite Spaltungen mit neuem Abbaumaterial verschütten wollen?
Die Erosionserscheinung sowie der Grad der Patinierung an
diesen Nuten entspricht der Alterserscheinung der umgebenden Steinflächen, sie
sind deshalb der Erstbearbeitung im Steinbruch oder spätestens der
Verbauungszeit zuzuordnen.
1.4.4.) Datierungsmöglichkeiten
von Keilspalttaschen aufgrund ihrer Bearbeitungsspuren
Der gewaltsame schräge Einschlag eines gespitzten eisernen
Gegenstandes auf Granit bewirkt einen Substanzverlust infolge Absplitterung und
Zerstörung des Kristallgefüges, wie es bei der Ausarbeitung einer Keiltasche die
Folge ist. Die Lichtreflektion der sonst farbgebenden Mineralien wird durch
Mikrokarst überlagert, so dass sich die Schlagspuren gegenüber der Spaltfläche
– die entlang der Kristallgitter bricht - als ein hellgrauer bis weißer Saum
abzeichnet.
Bei einem Steinblock mit gespitzten Flächen und vorhandener
Keiltasche derselben Zeit sind alle Steinmetzspuren hell ausgeprägt. Im Verlauf
der Zeit – und je nach Konservierungsbedingungen - verlieren sich die adhäsiven
Auflagerungen und die Mineralien erhalten ihre ursprüngliche Farbe zurück. Danach
erfolgt die Patinierung.
Das heißt, je jünger die Spaltung ist, desto heller zeichnet
sich die bearbeitete Keiltasche gegenüber der Spaltfläche ab. Gleichen die
Farbnuancen der Bearbeitungsspuren dem Erscheinungsbild der umliegenden Steinoberflächen,
weil die Einschlagspuren durch Abtragung freigelegt sind, entspricht die
Spaltfläche einer sehr alten Entstehungszeit des Granitblocks. Die
Aufbewahrungsbedingungen sind entscheidend.
2.0.) Die altägyptischen Spuren und Merkmale der Granitbearbeitung
an Bauwerken und im Steinbruch von Assuan
2.1.) Die Cheops Pyramide
Bereits in der Djoser-Pyramide zur Zeit der 3. Dynastie,
wurde die Grabkammer aus Granit gebaut.
Die sechs umschließenden Flächen der Königskammer in der
Cheops-Pyramide bestehen aus polierten, nahtlos aneinander gefügten
Granitblöcken. Darüber befinden sich ca. 60 Blöcke mit den Maßen von ca. 7 x
1,2 x 1,8 Meter. Insgesamt wurden ca. 2000 Kubikmeter Massivgestein verbaut.
Die Innenwandungen des Granitsarkophags weisen im Schliff verbliebene
Spitzmeißelspuren auf, ebenso die Hohlkehlen zur Seilführung der
Fallsteine.
Bemerkenswert ist die gleichmäßige Qualität des
Assuan-Granits hinsichtlich Farbe, Körnung und Struktur, was ausschließlich auf
die Verwendung besten Kerngesteins hinweist.
Dass man aus der obersten Verwitterungszone
(Wollsackverwitterung) stammende Oberflächenblöcke verwendet hätte, ist eine von wenig Sachkunde sprechende
Annahme. Dies wird zudem dadurch entkräftet, dass im Alten Reich ca. 100.000 m3
Rohmaterial verbaut wurden (Röder, 1965), sich die Ufer des oberen Nils mit
solch unbrauchbarem Oberflächengesteins säumen und ebenso im
Rosengranit-Steinbruch in Assuan seit der Steinzeit bis heute Missachtung finden.
Die hervorragende Qualität des Granits belegt, dass die Blöcke aus dem
Kerngestein des Steinbruchs herausgelöst worden sind.
2.2.) Die Djedefre-Pyramide (Radjedef)
Nach neuesten Forschungen hätte die Außenverkleidung der
Pyramide in Abu Rowasch bis in ca. 14 Meter Höhe aus Rosengranit bestanden. Als
Restbestände finden sich noch ca. zwei Dutzend Granitblöcke an ihren
ursprünglichen Einbauplätzen, verbaut als Läufer- und Bindesteine, zur
Stabilisierung zwischen Außenverkleidung und dem Kernmauerwerk. Der Rückbau der
Pyramide erfolgte nur so weit, wie es der granitische Aufbau zuließ, um das
begehrte Gestein für neue Zwecke zu Nutzen. An Stellen, wo man vorwiegend
Bindesteine herausnahm, verblieben die zum Kernmauerwerk gehörenden vermauerten
Nischen, aus denen der Querschnitt der ehemals verbauten Blöcke gut ablesbar
ist. Die Blöcke waren demnach ca. 1,2 m hoch und breit, die Einbindetiefe
(Länge) ca. 3 bis 4 Meter, was auch den Größen der noch vorhandenen Steine
entspricht.
Alle Blöcke in ihrer ursprünglichen Lage weisen
Keilspalttaschen auf.
Ein Granitblock am Fundament, rechts vor dem Eingang zur
Pyramide, mit im stumpfen Winkel abgearbeiteter gerader Oberfläche, zeigt an
seiner vorderen Ansicht eine Spaltfläche mit neun großformatigen Keiltaschen.
Aufgrund seiner Lage und der zugerichteten Form scheint es nicht seine
originale Position zu sein. Vom Format her ist er geringfügig kleiner als die
weniger sorgfältig bearbeiteten Mauerwerksblöcke; es drängt sich daher der
Verdacht auf, dass es sich um einen Verkleidungsstein handeln könnte. Die
Keiltaschen dienten zu seiner Herstellung im Steinbruch von Assuan.
Ein Block rechts der Nordseite und einer rechts an der
Ostseite weisen an ihrer Vorderseite Keiltaschen zur Aufnahme von Kleinkeilen
auf. Dies kann darauf hindeuten, dass sie ab dem Neuen Reich oder später
abgelängt wurden. Die vier Längsseiten des Blockes sind annähernd winkelrecht
zueinander, je zwei davon sind unbearbeitet und als hergestellte Bruchflächen
identifizierbar. Die Herstellung der obligatorischen Blockgröße mit parallelen
Flächen zueinander, ohne Flächenbearbeitung und ohne natürliches Lager, konnte
nur mit der Keilspaltung erfolgt sein.
Ein verbauter Block an der Ostseite bezeugt eine gespitzte
Stirn- und Längsseite. Die Oberseite zeigt eine Spaltfläche mit drei
Keiltaschen zur Aufnahme von Großkeilen. Die gleiche Erscheinung der
Steinsichtigkeit in Anbetracht der Keiltaschen, der gespitzten Flächen und die
der Bruchfläche bezeugt die zeitgleiche Herstellung. Auch die Blockmaße
entsprechen der vorgefundenen Regelgröße.
Der Hauptbeweis zur Keilspaltung im Alten Reich vermittelt
uns ein Granitblock in der linken Hälfte an der Ostseite.
Dieser Bindestein liegt links und hinten am
Kalksteinmauerwerk an, oben ist er freigelegt.
Die Stirnseite ist als kraftschlüssige Verzahnung zum nicht
mehr vorhandenen vorderen Block zur Hälfte um ca. 50 cm ausgeklinkt. Die obere
Vorderkante besitzt drei große Keiltaschen.
In seiner rechten, ca. 3 m langen Spaltfläche
(Einbindetiefe) sind fünf großformatige Keiltaschen eingemeißelt.
Unmittelbar rechts dieses Blocks befand sich ein
ebensolcher, jedoch mit einem Höhenversatz von ca. 20 cm. Ersichtlich ist dies am
Versatz des ehemaligen Auflagers, sowie an der pyramidenseitig verbliebenen
Nische. Es lagen also zwei gleiche
Blöcke – mit den obligatorischen Querschnittsmaßen – z-förmig höhenversetzt
nebeneinander, wobei der rechtsseitige, höher gelegene aus dem Verband
herausgezogen wurde.
Diese Fundsituation macht deutlich, dass die mit den fünf Keiltaschen versehene
Spaltfläche bereits zum Einbau des Blocks vorhanden waren, und deshalb zu
seiner Herstellung im Steinbruch dienten.
Einen ähnlichen Sachverhalt liefert uns ein Block links des
Pyramidenzugangs, mit den üblich verbauten Maßen, und in seiner ursprünglichen
Lage befindlich. Hier sind die Keiltaschen entlang der Unterkannte an der
Ansichtsfläche abgebildet. Dies weist unzweifelhaft darauf hin, dass die
Keiltaschen zu seiner Herstellung im Steinbruch dienten, und bereits beim
Versetzen an der Pyramide vorhanden waren, da eine nachträgliche Spaltung durch
Steinraub nur von oben hätte erfolgen können.
Diese Großformatigen Keilspalttaschen mit unterschiedlichen
Abständen sind auch an herumliegenden abgebauten Pyramidenblöcken zu
beobachten.
Die Werkspuren sind somit ursprünglich, und bereits im
Steinbruch entstanden.
2.3.) Die
Chephren-Pyramide
Für das gesamte Bauprogramm des Chephren, also für Tal- und
Pyramidentempel und die Pyramidensockelverkleidung, wurden ca. 17.000 m3
Fertigmaterial aus Aswan-Granit verbaut. Auch hier gilt die Feststellung, dass
hinsichtlich der gleichmäßigen Nuancen in Farbe, Körnung und Struktur nur
bestes fehlerfreies Kernmaterial aus dem Massiv des Steinbruchs verwendet
wurde.
2.4.) Die Mykerinos-Pyramide
Hier wurden ca. 15.000 m3 Fertigmaterial aus Granit verbaut.
Als Einleitung für die Bearbeitungsspuren am Granit der
Mykerinos-Pyramide erscheint es mir wichtig, auf die Propaganda von vielen Laien-Forschern
hinzuweisen, die die Keilspaltspuren mutmaßlich dem Steinraub der Spätzeit, vor
allem den Römern zuschreiben. Wenn dies so wäre, müsste im Umfeld der Pyramide
entsprechender Restschutt vorhanden sein. Für einen solchen Befund fehlen jedoch
jegliche Anzeichen.
Es ist davon auszugehen, dass die
Bearbeitungsspuren, insbesondere die Keilspalttaschen aus der Entstehungszeit
der Pyramide, bzw. als sekundäre Bearbeitung der Granitblöcke in der Zeit des
Neuen Reichs entstanden. Wir wissen aus Urkunden, dass Ramses II die
Königsgräber seiner Vorfahren und Teile der Pyramiden restaurieren ließ.
Weiterhin wissen wir aus der Inschrift nahe des Pyramideneingangs an der
Mykerinos-Pyramide, dass sein Sohn Chaem-Waset zur Instandhaltung
(Restaurierung) wesentliche Maßnahmen ergriffen hat.
Somit können die besprochenen Arbeitsspuren
zeitlich eingegrenzt werden.
2.4.1.)Die Qualität der ausgewählten Steine
Eine deutliche Depression in der
wirtschaftlichen Lage zum Ende der vierten Dynastie ist in den Verkleidungssteinen
der Mykerinos-Pyramide zu erkennen. Die so klein dimensionierten Blöcke, dass
sie im eigentlichen Sinne teils als Quader zu bezeichnen sind, weichen
voneinander in Farbe, Körnung und Textur deutlich ab. Verbaut wurden Steine der
oberen Verwitterungszone aus dem Steinbruch sowie natürlich freigelegte, stark
verrundete Blöcke (Wollsackverwitterung), die durch Steinspaltung halbiert bzw.
gevierteilt wurden. Augenscheinlich vermitteln uns Pegmatite, Kristallnester
und Adern, Risse und Klüfte sowie Locker- und Mürbzonen im Gestein und an den
Oberflächen die äußerst schlechte Qualität, die den Grenzbereich zum Werkstein
beschreibt. Die Mykerinos-Pyramide ist dem Anschein nach aus den nicht als
Werkstein tauglichen Restbeständen der Vorgängerbauten entstanden.
2.4.2.) Konkrete Keilspaltspuren an
abgebauten Quadern, die vor der Pyramide lagern:
Mit Ausnahme von wenigen vollständig steinmetzmäßig
bearbeiteten Quadern bekunden fast alle ursprünglich verbauten Steine die
Spuren verschiedenartiger Keilspalttaschen mit oder ohne Steg bzw. Nut. Es ist
deshalb hier nicht möglich alle Kriterien zu besprechen und wir wollen uns auf
das Wesentliche konzentrieren:
Ein Block (Bild 3103-3107) in seiner
originalen Größe, wie er verbaut war, mit vier gespitzten Flächen und in seiner
derzeitigen Lage mit einer Spaltfläche als Aufsicht, weist an der kurzen Seite
vier, an der langen Seite sechs mittelgroße Keilbuchsen auf. Eine oben eingearbeitete
Spitznut könnte den Versuch einer nachträglichen Spaltung andeuten. Auffallend
ist, dass die fünf Steinflächen sowie die Keiltaschen gleiche Patinierung
aufweisen, die Nut jedoch heller erscheint. Das deutet darauf hin, dass sie
wesentlich jünger ist als die Flächen mit identischen Altersspuren. In
Anbetracht dessen, und weil die Blockform einem typischen Pyramidenbaustein
entspricht, waren die Keilspalttaschen
zu seiner Herstellung notwendig.
2.4.3.) Konkrete Keilspaltspuren an den
Quadern der Außenverkleidung:
Zahlreiche Granit-Verkleidungssteine die seit
der Bauphase immer noch im ursprünglichen Verband sitzen, zeigen unterhalb der
bauchig belassenen Ansichtsfläche, unmittelbar an der unteren Lagerfuge je nach
Steingröße eine bis mehrere großformatige Keilspalttaschen. Die
Verwitterungserscheinungen entsprechen denen der Ansichtsfläche und sind
deshalb in das Alte Reich zu datieren.
2.4.4.) Arbeitsspuren, die dem Spitzeisen
oder dem beidhändig geführten Einspitz zuzuordnen sind:
G. A. Reisner (Mykerinos, The Temples of the
third Pyramid at Giza, 1931) fand bei Ausgrabungen in tiefen Schächten
unvollendete Mykerinos-Statuen aus Granit und anderem Hartgestein. Bei diesen
in Bosse stehenden Skulpturen ist die Grobform bereits gut vorgearbeitet, die
begonnenen Details sind erfahrbar. Aufgrund dieser begünstigenden
Konservierungsbedingungen ist es möglich, die einzelnen Hiebe in Form von
punktförmigen Vertiefungen eindeutig als Meißelspuren zu identifizieren. Diese
werden auch an den Verkleidungssteinen und an den Fundamentblöcken des
Bodenbelages im Umfeld der Pyramide vorgefunden. Man hat also Granit mit
Meißeln bearbeitet, wie es auch in den Reliefen zur Herstellung von Statuen überliefert ist.
Der Gebrauch von Spitz- und Flachmeißel für
Hartgesteinsarbeiten im Alten Reich
wird von Karin Dohrmann nachgewiesen (Dissertation Göttingen 2004, Arbeitsorganisation,
Produktionsverfahren und Werktechnik - eine Analyse der Sitzstatuen Sesostris
I. aus Lischt, Seite 145ff).
2.5.0.) Der
Rosengranit-Steinbruch in Assuan (Aswan)
Im Gegensatz zur Archäologie, wo die ältesten Spuren unten
sind, ist es in einem Steinbruch anders gelagert. Da man von oben nach unten
abbaut können die ältesten Zeugnisse nur am Anfang, d. h. oben in Erscheinung
treten. Mit “oben“ ist immer die unberührte Verwitterungsdecke des
Granitvorkommens gemeint, auch wenn sie am äußeren, abfallenden Felshang in die
Talfüllung eintaucht.
2.5.1.) Die
Merkmale der ersten Keilspalttechnik
Vereinzelt an den höchstgelegenen Deckschichten des lokal
begrenzten Granitmassivs sind großformatige Keilspaltbuchsen ohne Nut die
wesentlichen Kennzeichen des von Menschenhand erstmals betriebenen
Gesteinsabbaus. Diese unverkennbaren Marken kennzeichnen ausschließlich die
ersten Abbaustellen im massiven Fels zur angrenzenden und heute noch
vorhandenen Verwitterungszone.
Um auf den Horizont des unfertigen Obelisken zu gelangen,
wurden ca. 30 Höhenmeter Massivgestein abgebaut. Auch hier beweisen die
großformatigen Keilspalttaschen oberhalb des unvollendeten Obelisken und an der
zurückgestuften Abbauflanke der Terrasse darüber, ihr Vorhandensein weit vor dem Neuen Reich.
Abtäufungsschächte (Kontrollschächte) von ca. 10 Metern
Tiefe mit gespitzten Oberflächen, die
sich auf der ca. 15 Meter
höheren Terrasse befinden und auch im Fels an der linken Fußseite des unvollendeten
Obelisken, weisen ebenso auf die Entstehung weit vor dem Neuen Reich hin.
Nach einer Berechnung von Röder (1965), hätten die
Baumeister des Alten Reichs etwa 45.000 m3 Granit verbaut (die Djedefre
Pyramide nicht mit eingerechnet), was einem Fehlbestand des Steinbruchs von ca.
100.000 m3 entspricht. Addiert man hierzu noch eine rein hypothetische Annahme
von ca. 30.000 m3 abgebauten Granits für das Neue Reich, so dürfte es den
heutig vorhandenen Verhältnissen des Steinbruchs entsprechen.
Die ältesten Abbaumerkmale im Steinbruch von Assuan sind
identisch mit den Keiltaschen an den verbauten Pyramidenblöcken. Die
großformatigen Keilspalttaschen sind somit der Fingerabdruck des Alten Reiches.
2.5.2.) Die
Entwicklungsstufe der Keilspalttechnik im Neuen Reich:
In direkter Umgebung des unvollendeten Obelisken sind
gezogene schmale Nuten (ähnlich eines verbliebenen Randschlags) mit kleinerer
als die zuvor besprochenen Keilspaltbuchsen ersichtlich; die mittelgroße
Keilspalttasche taucht hier zum ersten Mal auf.
Fast identische, aneinandergereihte Keiltaschen sind in
flachen Spitznuten eingearbeitet. Die inzwischen gewonnen Erkenntnisse zeugen
von präzisen Werkzeugen und gezieltem Vorgehen, um ca. 30 Meter lange Obelisken
perfekt abzuspalten.
3.0.) Wissenschaftler
die sich mit den Abbauspuren im Assuan-Steinbruch beschäftigten
3.1.) Forscher, die die Erarbeitung von Keiltaschen mit
eisernen Meißeln und das nachfolgende Spalten des Granits mit eisernen Keilen
befürworten:
Freilichtmuseum Felsberg e.V. “Dokumentation römischer
Werkstücke“ und “Die römischen Steinhauer am Felsberg“ (Website),
R. Koch (siehe Einleitung),
Hobby-Ägyptologen e. V. (Experiment),
R. Engelbach (3.2),
F. Löhner (Der Bau der Cheops-Pyramide),
J. Röder (4)
R. u. D. Klemm (7).
3.2.) Forscher, die die Keilspalttechnik für altägyptisch
halten:
De Morgan (1), Platt (2), Engelbach (3), Clark (6) und
Nylander (5) haben sich eingehend mit den Merkmalen der Keilspalttaschen
beschäftigt und halten die Erfindung der Keilspalttechnik für altägyptisch.
A. Erman, Aegypten III (1923) Achtzehntes Kapitel, Das Handwerk: „Dafür haben wir andere Zeugen, die von dem großartigen Betriebe dieser Granitbrüche erzählen. In allen ägyptischen Ruinen treffen wir auf die gewaltigen Blöcke des Gesteins von Assuan und in der Umgebung dieser Stadt selbst sieht man noch heute die alten Arbeitsstellen. Deutlich erkennt man das Verfahren, mit dem die Steinmetze die Blöcke lossprengten. Sie meißelten, meist in Abständen von 20 Zentimetern, Löcher in den Fels, die bei größeren Blöcken ebenfalls etwa 20 Zentimeter lang waren, und in die Keile eingetrieben wurden um den Stein zu spalten“.
Die Assuaner Historiker weisen auf einer Tafel im Nubischen Museum darauf hin, dass erst durch die Keilspaltung aus nicht datierbarer Zeit, die Voraussetzung zum Gesteinsabbau in Assuan geschaffen wurde, und dass bei all diesen ersten Eingriffen, die Keiltaschen präsent sind (2012).
3.3.) Forscher die die Keilspalttechnik für spätzeitlich (500 – 30 v. Chr.) halten:
J. Röder (4) datiert die Keiltaschen im Steinbruch des Mons Claudianus in die römische Epoche. Seine Datierung der Keilspalttechnik im Assuan Steinbruch begründet sich auf den theoretischen Hinweis von Lucas/Harris, wobei das Eisen in Ägypten erst in der Römerzeit zur Anwendung gekommen wäre (S. 523). Dass diese Grundlage seine Forschungen wesentlich beeinflusste, beteuert er bereits in der Einleitung auf Seite 467: “Die starke Beschränkung auf technologische Fragen entspricht der hauptsächlichen Blickrichtung der Feldarbeit“. Die älteste Anwendung der Keiltechnik hält er aber für die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends für möglich, Seite 523: “Vermutlich kommt die Keilspaltung erst in der Ptolemäerzeit in die Hartgesteinsbrüche“.
Dass die Keilspalttechnik mit der von ihm gesehenen “altägyptischen Steinklopftechnik“ gemeinsam Anwendung fand, konnte er damals nicht feststellen, da zu seiner Zeit lediglich ca. 30% des Steinbruchs freigelegt waren. Der größte Teil des Gebietes war mit Gesteinsschutt bedeckt. Aus diesem Befund geht hervor, dass Röders Aussagen dahingehend zu bereinigen sind, dass die Keiltaschen bereits in der altägyptischen Zeit Anwendung fanden. Dies hat Röder vielleicht auch schon gesehen, konnte es aber nicht Befürworten (siehe Zitat oben, zu S. 467).
R. u. D. Klemm
beschränken sich bei den ägyptischen Keilspaltspuren auf römische Arbeiten, da
erst zu dieser Zeit das Eisen in Ägypten eingeführt worden sei.
Hierbei ist Folgendes
zu bedenken:
Die ausgearbeiteten
Schrotgräben im gesamten Steinbruch zeigen immer das gleiche Oberflächenmuster,
welches nach der Definition von Klemm/Klemm mit der altägyptischen
Steinhammerklopftechnik (Dolerithammer) ausgeführt wurde. Der Befund im
Steinbruch zeigt, dass Blöcke durch die Vorarbeit mit Schrotgräben und dem
sekundärem Abkeilen aus dem Massiv gelöst wurden. Es wurden also beide
Bearbeitungsarten zur selben Zeit und am selben Werkstück angewandt.
Von daher steht
fest, dass wenn die Keiltaschen römisch sein sollten, hätten die Römer immer
noch die Steinhammerklopftechnik für die Schrotgräben angewandt. Andererseits,
wenn die römischen Schrotgräben mit Eisenwerkzeugen ausgearbeitet wurden – was auch
zutrifft – gilt das gleiche für die altägyptischen Schrotgräben, da die
Oberflächen identisch sind.
Siehe auch hierzu
Beitrag #85 Seite XVII.
3.4.) Weiterführende
Indizien:
In Theben fand
Petrie (8) einige Eisenkeile für die Zeit ab ca. 800 v. Chr., und weitere aus
darauf folgenden Zeiten, was darauf hinweist, dass solche großkalibrigen
Eisenstücke bereits an Wert verloren hatten und den üblichen Gebrauch des Metalls
verdeutlichen.
In Anbetracht des
Dolches von Tutanchamun, lässt sich die bereits vollkommen beherrschbare
Schmiedekunst um 1350 v. u. Z. ablesen. Die blanke Eisenklinge zeigt weder
Poren noch Einschlüsse von Verunreinigungen, und da sie nicht rostet, kann
zumindest die äußere Schicht als aus Stahl bestehend bezeichnet werden.
Die Herstellung von
schmiedbarem Roheisen und die Herstellung von härtbarem Stahl aus diesem Eisen,
erstreckte sich über Jahrtausende hin gemeinsam (9). Somit beweist zumindest die
Theorie, dass wer solche Klingen schmiedete, bereits Jahrtausende vorher grobe
Eisenkeile hatte herstellen können. Die Eisenfunde, insbesondere die
unbearbeiteten Eisenluppen aus der 6. Dynastie (Pepi I) belegen unzweifelhaft
den Gebrauch von Eisen, und der Möglichkeit zur Herstellung von eisernen
Keilen.
Zur weiteren Aufklärung könnten folgende Hinweise von
Klemm/Klemm (7) Aufschluss geben:
“Heute ist die Gegend
von Nag el Gezira, ca. 3 km nördlich von Aswan, wegen einer
Verladestation für Eisenerz von rotem Staub überzogen“
Des Weiteren wird ca. 10 km südlich von Assuan Eisenerz
abgebaut und im Süden des Qubbet El-Hawa befinden sich die uralten Eisenminen,
die seit prädynastischer Zeit abgebaut wurden.
Von daher lässt sich förmlich erwarten, dass sich die
erwachende Zivilisation Ägyptens schon frühzeitig Wege zur Nutzung und Ausbeute
ihrer Bodenschätze nutzte und fand.
Grundsätzlich wird die Nutzung des Eisens seit frühester
Zeit von G. A. Wainwright und E. Graefe nachgewiesen, wobei wegen fehlender
Indizien der beiden Eisensorten, das Meteoreisen bevorzugt propagiert wurde.
R. und D. Klemm fordern für die Keilspalttechnik
geschmiedete Meißel und Eisenkeile, was der Richtigkeit entspricht. Dass aber diese
Technik römisch sein soll, ist ein künstliches Konstrukt, weil dieser Hypothese
von Kollegen, Tatsachen und Beweisen grundlegend widersprochen wird.
Als zusammenfassender Befund, stellt sich heraus, dass die Keilspalttechnik
unter Nutzung von Eisenwerkzeugen für die altägyptische Zeit bewiesen ist. Die
grundsätzlichen Ergebnisse von Wainwright und Graefe bleiben insoweit
unangefochten, als dass die Eisensorte umgeschrieben werden muss.
Quellen:
1) De
Morgan, Catalogue des Monuments et Inscriptions de Egypte Antique I, 1894, S.55
2) A. F. R.
Platt, Ancient Egyptian Methods of Working Hard Stones, 1909, S. 172ff
3) R.
Engelbach, The Problem off the Obelisks, 1923, S. 23 – 26, u.a.: “… by the
ancient engineers, and everywhere we may see the marks of their wedges” und “…
we see examples of the action of ancient wedges and chisels, showing how easily
the Egyptians could cut granite”
3.1) R. Engelbach, The Aswan Obelisk, 1922, Seite 5ff, beschreibt Keiltaschen und Meißelspuren die er für älter hält als den Obelisken. 3.2) Engelbach, 1922, S. 27: “ It might be remarked that instead of having a method of greatly hardening copper, the Egyptians might have been able to temper iron”. 4) J. Röder, Zur Steinbruchgeschichte des Rosengranits von Assuan, 1965, S. 515 - 552
5) C. Nylander, Bemerkungen zur Steinbruchgeschichte von
Assuan, Archäologischer Anzeiger (DAI) Nr. 83, 1968.
Seite 8: Neben eigenen Erkenntnissen, bezieht er sich auf
Clarke/Engelbach (6), die bereits Keillöcher auf den Dachblöcken aus Granit in
der Mykerinospyramide feststellten. Im Weiteren nimmt er Bezug auf eiserne Keile von etwa 800 v. u. Z., die
von W. M. F. Petrie entdeckt wurden (8).
6) S. Clarke – R. Engelbach, Ancient Egyptian Masonry,
1923/1930, S. 19
7) R. und D. Klemm, 1993,Die Steine und Steinbrüche im Alten
Ägypten, 7.2 Die steinbruchtechnische Gewinnung und Bearbeitung von Granit und
Granodiorit in antiker Zeit, ab Seite 321.
8) W. M. F.
Petrie, Tools and Weapons, (1917).
9) Hasso Moesta, Erze und Metalle, 1986, S. 153
4.0.) Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
Analog zu den Keilspalttaschen an verbauten Blöcken der
Monumente des Alten Reichs, konnten ebensolche als früheste Spuren im
Assuan-Steinbruch nachgewiesen werden. Für das Alte Reich sind großformatige Keilspalttaschen,
teils mit größeren Abständen zueinander, typisch.
Durch unterschiedliche Aufgabenstellungen und mit den inzwischen
gewonnenen Erfahrungen zeichnet sich eine Spezialisierung zum Spalten des
Granits mit Keiltaschen ab, ohne die der Gesteinsabbau nicht hätte ausgeführt
werden können.
In den folgenden Jahrhunderten sind Abweichungen in Form,
Größe und Anordnung der Keiltaschen nachweisbar, die offensichtlich einer
Experimentierphase zur Steigerung der Effizienz zuzuordnen sind. Es wurde
deshalb weitgehendst auf Zentimeterangaben der Keilspaltbuchsen verzichtet.
Spätestens ab dem Neuen Reich finden sich vorwiegend
identische, aneinandergereihte mittelgroße Keiltaschen, mit denen man in der
Lage war, ca. 30 Meter lange Obelisken perfekt abzuspalten.
Neben der Keilspalttechnik, mit der parallele oder
zueinander winkelrechte Spaltflächen erzeugt wurden, konnten mit Meißeln
gespitzte Granitflächen nachgewiesen werden.
Das Ausarbeiten von Schrotgräben (Schramgräben oder auch -Gassen
genannt), die Herstellung von gespitzten Nuten und den Keilspalttaschen an
sich, erforderte die Verwendung von gehärteten Eisen, was wir heute als Stahl
bezeichnen.
Vor dem Hintergrund, dass die abendländische
Keilspalttechnik erst mit dem Beginn der “europäischen“ Eisenzeit Anwendung
fand, und folglich nur mit Eisenkeilen ausführbar war, ergeben sich deutliche
Indizien, dass diese Technologie von den alten Ägyptern übernommen worden sein
könnte, da sie bereits zum Pyramidenbau bekannt war.
Röder gibt Hinweise, wie der Wanderweg der technischen
Kenntnisse über die Levante/Kleinasien/Griechenland nach West- und Nordeuropa
verlaufen sein dürfte (4, S. 523).
Da der Gesteinsabbau im Assuan-Steinbruch von Anfang an erst
durch die Keilspaltung ermöglicht wurde – was durch die Spuren belegt ist, weil
im Alten Reich ca. 45.000 m3 Rosengranit mit ebensolchen Spuren verbaut sind,
und weil die bis zum Neuen Reich insgesamt verbaute Granitmenge von vielleicht
60.000 m3 Fertigmaterial in römischen Bauten nicht nachweisbar ist, kann dieses
Verfahren nicht römisch sein.
Als Zusammenfassung aller Erkenntnisse ist lediglich zu
bedauern, dass hypothetische Interpretationen nicht weiter recherchiert werden.
Die kulturellen Errungenschaften und insbesondere die Überlieferung durch Schrift
und Bild belegen die Nutzung des Eisens in Ägypten seit frühdynastischer Zeit.
(Ein Schrot ist im üblichem Sinne eine leicht keilförmig
ausgearbeitete Rinne von mehreren Zentimetern bis ca. ein oder zwei Dezimetern.
Ein Schrotgraben (Schramgraben oder –Gasse) entspricht den Ausmaßen im
Meter-Bereich, wie z. B. die Gräben um den unvollendeten Obelisken)
-------------------------
Zum Schluss noch eine kleine Episode
Ich fragte mich schon oft, wieso geht aus fast allen
Inschriften hervor, dass die Waffen des altägyptischen Heeres - sei es auch bei
Expeditionen - als solche aus Metall bezeichnet werden, das Metall jedoch nicht
explizit genannt wird?
Auch hier ist die Antwort einfacher als es scheint:
Seit dem Alten Reich wurden Expeditionen oder Invasionen immer
unter dem Schutzherren des Gottes Horus unternommen. Mit dem damaligen Wissen,
dass die Kämpfer des Horus seit Gedenken mit Eisenwaffen ausgerüstet waren,
musste das Metall selbst nicht mehr genannt werden.
In späteren thebanischen Zeiten, als die Waffen nicht mehr nur zur
Demonstration, sondern als Kampfwaffe eingesetzt wurden, geschah dies im Namen
des Gottes Sokar, dem Schutzpatron der Eisenschmiede.
In beiden Fällen brauchte das Metall nicht beim Namen
genannt zu werden, da es bereits mit der Nennung des Schutzpatrons verankert
war.
121231 # 83 Die Chronologie der Keilspalttechnik im Assuan-Steinbruch
und in der näheren Umgebung
(Versteht sich als
Folgebeitrag zu # 82 vom 24.01.12 “Abbau und Verarbeitung von Assuan-Granit im
Alten Ägypten mit der Keilspalttechnik“)
Vorwort
Die Eisenminen am Gebel
Qubbet El-Hawa,
nordwestlich von
Elephantine (Assuan)
Wer sich für die ältesten nachweisbaren Eisenminen
interessiert, ist am Gebel Qubbet El-Hawa genau richtig. Das Gebiet zwischen
den Tombs of Nobles und dem Aga Khan Mausoleum beherbergt unzählige aneinander
gereihte trichterförmige Mulden (Pingen) die vom Abbau von Eisenoxid
zurückblieben; behördlich steht es unter Denkmalschutz.
Laut einer Feldforschung von QuarryScapes Report (1), lässt
sich die intensive Besiedlung des Gebietes durch Petroglyphen der Nubian
A-Group aus dem 5., 4. und 3. Jahrtausend v. Chr., sowie von Hieroglyphen aus
dem Alten Reich, nachweisen (S. 90, 147, 163).
Es konnten in den Siedlungen, nahe der Erzvorkommen,
Feuerungsplätze in Form von halbrunden Ofenfundamenten von ca. 1 Meter
Durchmesser gefunden werden, die teils mit verglastem (überhitztem) Lehm
ausgekleidet waren, sowie Asche und Holzkohlenreste (144).
Hierbei ließen sich Schlacken und Tonscherben aus dem Alten
Reich, sowie Keramik aus dem Neuen Reich mitsamt Eisenschlacken nachweisen
(144–147, 173).
Durch Eisenoxid rötlich verfärbte Reibsteine und
Reibschalen, mit denen das Erz zerkleinert wurde, konnten sowohl in die
prädynastische Zeit, als auch in das Mittlere Reich datiert werden (100, 144).
Die “Lagerfeuer-Theorie“ als Vermutung der zufälligen Entdeckung
des Eisens, gewinnt weiter an Bedeutung, wenn man die altägyptische Bezeichnung
des Gebietes als “Hügel der Winde“ berücksichtigt. Durch stetiges Anfachen der
Glut, wurden Temperaturen erzeugt, die das Erz der Einfassungssteine der
Feuerstellen in kleine Eisenschwämme und Schlacke umwandeln konnten, die nur
darauf warteten, entdeckt zu werden.
QuarryScapes, zitiert
Seite 27: “de Morgan et al. (1894: 139-141) paid attention to the deposit between
Gebel Gubbet el-Hawa and St.
Simeon's monastery and inferred that "millions of tons"
of iron ore
would have been extracted here, but were not able to date the ore extraction”.
Die Einfassungsmauern der zwei Rampen zu den Gräbern als
auch die des Treppenaufgangs zu den Gräbern bestehen aus dem weniger wertvollen
Schuttgestein des Erzabbaus. Trotzdem haften oft noch millimeterdicke
Eisenoxidschichten am Großteil der verbauten Bruchsteine. Man kann das rötliche
Mineral mit dem Fingernagel abheben, und zwischen den Fingern zerreiben, um den
Stoff zu spüren, der in einem Holzkohlefeuer bei Temperaturen um 900 Grad zu
einem Eisenschwamm (Luppe) verschmilzt.
Der Treppenaufgang zu den Tombs of Nobles endet vor dem Grab
des Chnum aus der 6. Dynastie, in dem an der linken Wand auf Augenhöhe ein
bislang kaum veröffentlichtes Relief (da es mit koptischen Mörteln verdeckt
war) einer Metallarbeiterszene zu sehen ist. Die augenfällige Handlung der zwei
Männer mit Blasrohren zeigen vor dem Schmelzofen sitzend das typische Merkmal des
Alten und des Mittleren Reiches für die bj3 Verarbeitung. Links darunter stehen
zwei Männer in gebückter Haltung, die auf erhöhter Unterlage einen größeren
Reibstein bewegen. Rechts davon treibt ein Schmied mit hochgestrecktem
schlagendem Arm das Metall. In der sich anschließenden Szene kniet ein dem
Schmied zugewandter Arbeiter, der einen Reibstein auf der Reibschale betätigt. Dies sind die typischen Merkmale zur Verhüttung des Eisens. (siehe hierzu Beiträge # 78 – 80/1)
Archäologische Grabungen fanden in der Umgebung nicht statt. Aber aus Oberflächenfunden konnte der Abbau der Erze für das Alte Reich und Eisenschlacken
als Abfall der Eisenherstellung für das Neue Reich datiert werden (1; Seite 144
ff).
Nicht zuletzt verweisen die Expeditionsinschriften zur
Metallbeschaffung des Mittleren und Neuen Reiches namentlich auf diesen Ort.
Zum Beispiel:
Dokument 40, Urkunde IV, 825,10 aus der Zeit des Thutmosis
III:
“… die Kapelle, die über/bei dem Erzgebiet (bj3 w) von
Elefantine liegt“ (nordwestlich von Assuan)
Dokument 41, Stele eines Horus aus der Zeit Sesostris I,
Mittleres Reich: “Die Truppe wurde unter meinem Befehl ausgeschickt, um zu
tun, was mein Ka liebt in diesem bj3-Gebiet (bj3 w) von Nubien“
Ein prädynastischer Ort, im Zentrum einer Erzlandschaft, mit
allen Voraussetzungen und Nachweisen zur Verhüttung des Eisens, dessen Nutzung
man sich nicht verwehren konnte. Belegt wird dies durch die archäologischen
Funde der Werkzeuge zum Mörsern des Erzes und die zugehörigen Ofenfundamente.
Deren praktische Anwendung zur Eisenerzeugung wird von den
Darstellungen des Alten Reiches und späterer Zeit verbildlicht.
Es war das Metall, das die Arbeitsteilung, soziale
Verhältnisse und den Wohlstand förderte.
Seit prädynastischer Zeit entwickelte sich ein
nubisch-ägyptisches Handelszentrum, dass sich bis in die heutige Zeit
behauptet. Der Mensch ersann Werkzeuge zur kreativen Steinbearbeitung, die sich
alsbald zum steinbruchtechnischen Abbau von Großblöcken entwickeln sollten.
Der archäologische Befund weist darauf hin, dass der
späteste Ursprung der Eisentechnologie bei den Erzleuten der Nubier in der
Neolithischen Zeit zu finden ist. Der nubische Schmied war demnach der
Lehrmeister der sich durchsetzenden und besser organisierten Stämme Ägyptens
(Badari/Naqada), die sich deren Wissen und Erfahrung für spätere Großtaten
zunutze machten.
1) QuarryScapes
Report, Characterisation of complex quarry landscapes: an example form the West
Bank quarries, Aswan 2007
Einleitung
Elephantine und die am Westufer des Nils sich anschließende
Wüste (Westbank) gehören zu den ältesten nachweisbaren Siedlungsplätzen im
alten Ägypten. Funde von nubischen Tonscherben datierbar bis ca. 4000 v. Chr.
(Naqada I) belegen die rege Nutzung der örtlichen Ressourcen, als wichtiger
Handelsplatz und vor allem als Stützpunkt zur Festigung der Landesgrenzen. Durch
alle Epochen hindurch wurde die Insel Elephantine von Gouverneuren, Fürsten und
Pharaonen genutzt, wobei Syene, das heutige Assuan erst wesentlich später
Bedeutung erlangte.
Der Sachverhalt
Es ist anzunehmen, dass hier der Ursprung des systematischen
Granitabbaus stattfand, da es keinen weiteren Ort gibt, an dem so viele hunderte
Keilspaltspuren anzufinden sind, und an dem die Ursprünge des Granitabbaus so
konsequent abzulesen sind.
Die folgende nachvollziehbare Datierung der Keilspalttaschen
in den Steinbrüchen und Abbaustellen in und um Assuan wird im Vergleich zur Alterssichtigkeit
mit analogen Steinoberflächen aus bekannten Zeiten angestellt.
1.0.) Altersspuren und Alterssichtigkeit von
Oberflächen zu bekannten Zeiten:
1.1.) Als Vergleichsmaterial für das Alte Reich werden die Granitoberflächen und Verwitterungsspuren an
den Steinen der Stufenpyramide auf Elephantine aus der 3. Dynastie, die
Verkleidungssteine der Chephren-, Djedefre-
und der Mykerinos-Pyramide aus der 4. Dynastie sowie die senkrecht
abgearbeiteten Fassadenflächen am quarzitischen (silifizierten) Sandstein von
ca. 22 Gräbern der “Tombs of Nobles“ am Gebel Qubbet el-Hawa aus der 6.
Dynastie gegenübergestellt.
Zu dem gehören auch die senkrecht – mit dem Spitzeisen oder
Spitzhammer abgearbeiteten Granitflächen im Steinbruch des unvollendeten
Obelisken im linken Steinbruchareal (Cheops-Wand), die als künstliche
Schrotfläche (tiefer Einschnitt oder Gasse bei fehlenden natürlichen Rissen
oder Klüften) das Lösen von Blöcken aus dem anstehenden Massivgestein bis zur
Steinbruchsohle ermöglichte, und den Pyramidenbauern der 4. Dynastie
zuzurechnen ist.
1.2.) Eine gültige Aussage zur Alterssichtigkeit von
Steinoberflächen aus dem Mittleren Reich
liefern uns Granit- oder Quarzitartefakte im archäologischen Grabungsfeld von
Elephantine. Beachtenswert sind die bearbeiteten Steine am Sanktuar (Nr. 24)
und am Satet-Tempel (Nr, 25) von Sesostris I., am Satet-Tempel (Nr. 23) von
Mentuhotep II., Ruinensteine Intefs (Nr.
22), im Wohnhausgebiet (Nr. 20) und am Grabbau von Heqiab (Nr.18), sowie die
Bauteile des späten 3. Jt. am Chnum-Tempel (Nr.5).
Weitere Zeitzeugen sind die Meißelspuren der Gräber Nr. 30,
31, 32 und 36 der Tombs of Nobles.
1.3.) Die
Arbeitsspuren des Neuen Reiches
können wir in Elephantine am Tor des Amenophis II (Nr.14) und an
Steinartefakten der umgearbeiteten Quader am Chnum-Tempel (Nr. 5), sowie am
Grab-Nr. 35-1 der Tombs of Nobles einsehen und etwa 1 km nordwestlich davon, im
Obeliskensteinbruch des Sethos I.
Im Assuan Granitsteinbruch sind es die gespitzten
Schrotflächen und Oberseiten des unvollendeten Obelisken und des im südlichen
Steinbruchgebiet liegenden “gescheiterten“ Südwest-Obelisken.
1.4.) Die ca. 2500
Jahre alten Erosionserscheinungen an bearbeiteten Steinen der Spätzeit begegnen uns in Elephantine am
Spätzeit-Tempel des Chnum (Nr. 6, 12 und 13), und am Isis-Tempel in Philae.
Der Assuan-Steinbruch war nicht mehr von
Interesse, man begnügte sich seinerzeit mit Sedimentgestein und Steinraub von
vorhandenem.
1.5.)
Zusammenfassung:
Im Anbetracht des Fundkontextes ist es erstaunlich, dass die
Steinmetzspuren seit dem Alten Reich in fast originaler Arbeit überliefert
sind. Die Meißelspuren sind klar und deutlich im Gestein nachvollziehbar.
Sowohl am Kalkstein, Sandstein als auch in Hartgestein wurden schmal
geschmiedete, knapp 1 cm breite Flacheisen mit einer abgerundeten Schneide
verwendet. In der Regel führte man die
Meißelklinge parallel zur bearbeiteten Oberfläche, im Hartgestein etwa eher im
Winkel von ca. 45 Grad, als wollte man spitznutförmig ausarbeiten. Die
Keiltaschen sind an den Innenseiten immer fein gespitzt.
Die scharfen Konturen der einzelnen Hiebe repräsentieren
aufgrund ihrer Gleichmäßigkeit überaus haltbare und dauerhafte
Werkzeugschneiden die kaum nachgeschärft werden mussten.
2.0.) Die unterschiedliche
Form, Größe und Anordnung von Keiltaschen in Assuan und Umgebung
Die frühesten Spuren des
Granitabbaus – in dem Moment als Hartgestein als bearbeitbar galt - weisen
darauf hin, dass man stark verwittertes Oberflächengestein beiseite räumte, um
die darunter liegenden besseren Qualitäten zu erreichen.
Man nutzte die natürlichen Klüfte
und Risse, in die plumpe Eisenkeile getrieben wurden, um das nun bessere
Gestein weiter zu zerteilen. Wollte man das hochwertige harte Kerngestein
erreichen,
waren von Menschenhand
hergestellte künstliche Spaltlinien in Form von Nuten und Keilspaltlöchern
erforderlich.
Es sind eigentlich die Erkenntnisse die als Zusammenfassung
am Schluss stehen sollten. Doch zum besseren Verständnis der nachfolgend
beschriebenen Exkursion will ich die Befunde voranstellen. Es lässt sich eine
ca. 3000 jährige Entwicklung in der Granitspaltung aus uralter Zeit bis in die
Spätzeit konsequent ableiten und wie folgt unterteilen:
2.1.) Uralte Keillöcher aus der
Frühzeit (FZ)
Als sehr alte Arbeitsspuren und Keillöcher können solche
aufgefasst werden, deren Konturen stark verrundet oder in ähnlicher Weise wie
die umgebende Steinoberfläche stark verwittert sind und den späteren Kategorien
nicht zuzuordnen sind. Solche Keilspalttaschen unterliegen noch keiner
systematischen Ausarbeitung, Anordnung, Form und Größe. Sie beschreiben eher
die Anfänge des Steinabbaus für kleinere Werkblöcke und das Experimentieren mit unterschiedlichen
Keilformen um die Effizienz zu steigern.
Die erstere Version sind leicht
Ovale, etwa zwei bis drei Finger breite kleine Keillöcher unterschiedlicher
Größe, Form und Anordnung, jedoch mit
weiten Abständen zueinander. Für jeden einzelnen Keil musste das dazu passende
Keilloch erarbeitet werden. Die starke Verrundung der Überlieferten Keiltaschen
wurde durch grobes Einschlagen auf den Granit verursacht, was eine
Zersplitterung des Steingefüges, und sekundär die Erosion begünstigte.
Die zweite Version sind entlang
der Sollbruchstelle eingearbeitete Nuten mit länglichen Keiltaschen,
wahrscheinlich zum Einsatz von zwei Keilen nebeneinander. Die Zwischenstege sind
sehr schmal.
Alle Spuren verdeutlichen die
zaghaften Anfänge der Steinspaltung zur Erzielung kleinerer Quader, vielleicht
für den Gebrauch als Stele, Türgewände oder auch als Rohlinge für Figuren, wie
sie für die frühdynastische Zeit nachweisbar sind.
Das Uralte Keilspaltverfahren wird
wohl auf die Zeit der ersten Dynastien oder früher zurückzuführen sein. Sie
sind augenfällig nur in der obersten Verwitterungszone anzufinden, also dort,
wo man den ersten Versuch gemacht hat Granit zu zerteilen.
2.2.) Altes Reich (AR)
Die Abfolge des Eindringens in den
Steinbruch des unvollendeten Obelisken zeigt ein ähnliches Bild.
Charakteristisch ist das beiseite räumen von Oberflächenblöcken (Findlinge /
Blöcke der Wollsackverwitterung – die ja offensichtlich noch überall
vorzufinden sind) und abarbeiten der manchmal mächtigen Verwitterungskruste der
Deckschichten mit der Spitzhacke. Das Zerlegen der zerklüfteten Steinbereiche
erfolgte durch aushebeln oder eintreiben von Keilen in die vorhandenen
natürlichen Risse, sekundär durch die oben beschriebene uralte Spaltmethode.
War nun das wertvolle Kernmaterial
erreicht sind es die großformatigen Keiltaschen, die den erstmaligen
professionellen Abbau von Großblöcken ermöglichten.
2.2.1.) Keiltaschen der Version ARI, zur gezielten Spaltung von Blöcken
homogenen Kerngesteins und bester Qualität:
Mit einer Länge von ca. 16 cm, der
Tiefe von etwa 13cm, einer Breite von ca. 5cm im Öffnungsmaß und ca. 2cm am
trapezförmigen Boden sind es die größten, die bis zur Spätzeit zur Anwendung
kamen.
Die Größen und Formen der
Keilbuchsen variieren, und sind immer etwas abweichend voneinander. Die
Querschnittsfläche tentiert eher zum quadratischen, im Gegensatz zu der eher rechteckigen Form des
Typs ARII. Bedingt durch die zu bewältigende Aufgabe der Spaltung variieren die
Abstände der Keiltaschen (Stegbreite) zueinander von einem dreiviertel bis zur
dreifachen der Keiltaschenlänge.
Die Anzahl und Anordnung der
Keilbuchsen oblag der praktischen Erfahrung, den Erfordernissen der zu
spaltenden Steingröße, sowie der individuellen Experimentierfreudigkeit.
In der Regel finden wir ca. 4
Buchsen pro Quadratmeter Spaltfläche.
2.2.2.) Version ARII,
zur Spaltung offensichtlich schwieriger, inhomogener Felsmassen:
Großformatige bis mittelgroße
Keiltaschen mit immer leichten Abwandlungen in Form und Größe, die innerhalb
einer Keilreihe gemeinsam Anwendung fanden. Die Länge variiert zwischen ca. 8
bis 16 cm,
mit Abständen von ca. ein- bis zweifacher
Keiltaschenlänge. Die rechteckig erscheinende Druckfläche ist leicht konisch
und ca. 9 cm tief.
Für kleinere Freilegungen nutzte
man gelegentlich nur die kleineren Keile aus dem System. Für nachfolgende
Spaltungen die mehr Leistung erforderten wechselten sie sich mit den langen Varianten
ab, oder es wurden nur die langen Keile (die Keiltasche ist deutlich
rechteckig) verwendet.
Diese beiden Versionen sind stets
an den Steinbruchflanken als auch innerhalb – soweit sie durch jüngere
Vorgehensweisen nicht beseitigt wurden - die Ersten wenn es darum ging massiven
Fels abzubauen.
2.3.) Da
in der Ersten Zwischenzeit Nichts, und im Mittleren
Reich kaum etwas an Granit bewegt wurde ist diese Epoche zu
vernachlässigen.
Sicherlich wurden die Gepflogenheiten im Bedarfsfall angewandt
und weitergegeben. Vielleicht hat man
auch schon die technische Neuerung des Neuen Reichs am Quarzitobelisk des
Sesostris entwickelt. Wir wissen es jetzt nicht.
2.4.) Neues Reich (NR) um 12 cm
Die inzwischen 1500-jährige
Erfahrung im Loslösen und in der Bearbeitung von Granit sowie die Entwicklung
des Schmiedens der Eisenkeile brachen alle alten Traditionen. Wie am Reißbrett
reihen sich nun erstmals die ziemlich gleichmäßig gearbeiteten Mittelgroßen
Keiltaschen mit schmalen gleichmäßigen
Zwischenstegen entlang der gewünschten Spaltfläche. Allen Voraussetzungen
Rechnung tragend konnte mit diesem System etwa 15 Meter unterhalb des
unvollendeten Obelisken ein ca. 30 Meter langer Monolith mit absolut exakter
Spaltfläche aus dem Massivgestein gelöst werden. Die identische Größe, Form und
Anordnung der Keilbuchsen mit meist schmalen Zwischenstegen und dem Anschein
nach der erstmals zur Anwendung gekommene “Einheitskeil“ waren der Garant zur
Herstellung von Blöcken nach Belieben. Die präzisen Keilreihen lassen an ein Abrollen
eines Zahnrades denken.
Die Form der Druckquerschnittsfläche
ist eher rechteckig und mehr winkelig ausgearbeitet als der Vorgängertyp des
Alten Reiches, der eher quadratisch (mit Ausnahme der Version ARII mit deutlich
konisch länglicher Rechteckform) und mehr eingezogen ist.
Dieses zur Perfektion entwickelte
Spaltkeilverfahren war nötig, um für Hatschepsut und Thutmosiden die
riesigen Obelisken aus dem
Steinbruch zu lösen. Für die “Schnellbausteine“ unter der Nachfolgeherrschaft
von Echnaton (Amenophis IV.) wurden die Einheitsquader aus Sedimentgestein
bevorzugt, was sich auch weiterhin etablierte. Lediglich Ramses II benötigte
für Kolossalstatuen und für Sphingen den Rosengranit aus Assuan.
2.5.) Eine
ruhige Zeit bis zur -, in - und nach der Spätzeit (SZ).
Die frondienstleistenden
ägyptischen Steinmetze der Spätzeit schöpften aus dem Wissen der Alten. Der
seitdem nie mehr erreichte Standard der Perfektion ihrer Vorfahren war ihnen
inzwischen fremd, und man begnügte sich damit, dem usurpierenden Fremdherrscher
praxisorientiert die nun wieder kleiner bestellten Blöcke laut Bestellliste anzufertigen.
Die Größe, Form und Anordnung der
Keiltaschen orientiert sich am System der mittleren Größe wie die zuvor im
Neuen Reich verwendeten, mit jedoch beliebigen Abwandlungen, oft mit einer
Länge von ca. 8 – 10 cm und in etwa
quadratischem Querschnitt.
Als auffallende Neuerung gesellt
sich noch die “überdimensionale“ Keiltasche hinzu. Sie entspricht dem System
aus dem Alten Reich der Version ARII, jedoch mit Längen
über 20 cm und Breiten von 8- 10 Zentimetern. Zu sehen am
“Gesteinsschutt“ der Spätzeit auf Elephantine und im Mons Claudianus
Steinbruch.
Lediglich zum Steinraub an den
Pyramiden etablierte sich eine zusätzliche Kreation der Steinspaltung mit dem
Ziel, Steinplatten oder Tranchen
herzustellen. Hierzu wurde an bestehenden Blöcken eine einseitig, mehrseitig
oder auch umlaufende tiefe Spitznut mit oder ohne Stege eingearbeitet, um
nacheinander an den Seiten stumpfe Keile einzutreiben. Die zweite Version würde
sogar ohne Keile auskommen, nämlich indem man nacheinander umlaufend den
Schrothammer (hammerartiges Werkzeug mit einer dem Stiel gleichlaufenden
Schneide) in die Nut setzt und mit einem Schlägel periodisch eintreibt.
(Vielleicht auch 12. Jh. n. Chr.?)
2.6.) Die römischen Keilspalttaschen
in Nordeuropa im 2. Jahrhundert nach Christus
sind in etwa 8 – 10 cm lang, 6 – 8 cm breit, bevorzugt mit
einer deutlichen Tiefe von ca. 14 cm und ausgeprägt konisch gleichmäßig
eingezogen. Der Abstand beträgt ca. eine knappe Keiltaschenlänge.
Solche und ähnliche Varianten wurden in Ägypten nicht
gefunden.
2.7.) Ein Schlusswort zur Größe,
Form und Anordnung
Der oben beschriebene Fundkontext stellt nur die
wesentlichen Charaktere der vorherrschenden Keilspalttaschen dar. Die
technische Entwicklung im beobachteten
Zeitraum von ca. dreitausend Jahren, das Experimentieren der Schmiede
und der Steinbrucharbeiter sowie die handwerkliche Arbeitsweise lassen
Abweichungen vom Prinzipiellen erkennen. Deshalb wurde weitgehendst versucht
auf Zentimeterangaben, Tabellen oder Statistiken zu verzichten.
3.0.) Die Auffindung von Keilspaltspuren in der
näheren Umgebung von Assuan und ihre zeitliche Einordnung
Um sich von den widersprüchlichen Aussagen zur
Keilspalttechnik selbst ein Bild zu machen, beschreibe ich für jeden der drei
bis vier Tage Zeit hat einige Orte wo, und in welcher Ausführung die
Keilspalttaschen zu finden sind.
Die Ordnungszahlen bezeichnen meine Bildnummern und sind für
den Leser nicht von Bedeutung.
Für die Angaben der Himmelsrichtungen (Kompassrose) werden
die internationalen Kürzel verwendet.
(Keiltasche = Keilbuchse, Schrotflächen sind die senkrechten
Seitenwände der in den massiven Fels eingearbeiteten Gräben, Gassen oder auch Schrotgräben)
3.1.) Das Nubische Museum in Assuan
ist auf einem Granithügel des örtlichen Rosengranits gebaut.
Zur Auffindung der Keilspaltlöcher begeht man den Außenbereich im Uhrzeigersinn
und stößt alsbald zu seiner Linken auf einen antiken kleinen Steinbruch.
105/106 Im westlichen
Außenbereich sind an einem Findling schmale, kleine Keillöcher sowie unterhalb
die Anfänge von Großkeiltaschen ersichtlich. Angesichts der Verwitterung an den
Arbeitsspuren, die denen der Steinoberfläche gleichen sind sie als frühzeitlich
anzusehen.
Die Ausarbeitung dieser zwei
unterschiedlichen Systeme erfolgte etwa zeitgleich weit vor dem Alten Reich, da
die Ausführung der Großkeiltaschen noch etwas unbeholfen ausfällt.
108 Am westlichen Abhang sehen wir einen kleinen Steinbruch
mit uralten unregelmäßigen etwas
plumpen kleinen Keillöchern am östlichen Top-Block, die den Beginn der
Steinspaltung in der Frühzeit (FZ) bezeugen.
An der westlichen Flanke und an
der darunter befindlichen Stufe sehen wir im vertieft gespitzten Streifen
unterschiedlich lange Keilspaltbuchsen des Alten Reiches der Version II.
Am Vorsprung in der linken Ecke
der Steinbruchsohle erkennen wir vier stark eingezogene (konische)
Großkeiltaschen die zur Abspaltung von Kleinblöcken dienten.
In der zentralen Galerie bezeugen
die Großkeiltaschen ARI, die sich einstellenden Schwierigkeiten zum
Abbau des Kerngesteins. Die Folge
waren sichtbar unebene abgeschalte Bruchflächen mit ungewollter Ausbeute, da
der Fels mangels freier Seiten noch zu stark dem Gebirgsdruck ausgesetzt war.
Insgesamt lässt sich hier die
Abbaufolge bestens nachvollziehen:
Am Anfang stand neben dem
Beiseiteschaffen von Findlingen und Losbrechen von zerklüfteten Fels die
Keilspaltung mit den etwa eigroßen Keilen. Der nächste Schritt waren drei
unterschiedliche Systeme die auf die Problematik des Gesteins ausgerichtet und
mit mehr oder weniger Erfolg ausgeführt wurden. Die zeitliche Abfolge wird
mehrere Jahrhunderte gedauert haben, da ein konsequentes Vorgehen nicht
feststellbar ist. In Folge der geringen Nachfrage und oder des hohen Aufwandes
Granit zu bearbeiten, sind immer nur sporadische Abbaustellen mit schwacher
Ausbeute in der betreffenden Zeit anzufinden.
113 Ein paar Meter weiter sieht
man in der meterdicken Erosionsschicht eine dreiseitig eingesetzte Fläche mit
länglichen Spitzhammerspuren als Sondierungsschnitt (FZ).
119 In den NE-Außenanlagen beließ man ein
Zeitfenster zu den ältesten Abbauspuren. Zu sehen sind mittelgroße in der Form
unregelmäßige Keilbuchsen mit inzwischen den der Felsoberfläche angepasster
Verwitterung (FZ/AR).
Im Nubischen Museum befindet sich
hinter der Kolossalstatue Ramses II, eine Informationstafel mit dem Hinweis,
dass der Ursprung des Granitabbaus auf die uralte Keilspalttechnik
zurückzuführen ist, und mit Holzkeilen ausgeführt worden sei.
Gegen die Holzkeilthese sprechen
die nicht gefundenen Holzkeile und die mit einem Meißel gespitzten Hiebe in und
um die Keiltaschen herum, die nur mit gestähltem Werkzeug ausführbar waren, zudem
sind die überlieferten Keiltaschen nicht für Holzkeile konzipiert.
Dass eine Spaltung mit Holzkeilen nicht zu erzielen ist beweisen
Experimente und das Wissen der Ägyptologie. Insbesondere die ausschließlich
zitierten Forscher R. und D. Klemm, die zu Recht nur Eisenkeile für die
Gesteinsspaltung zulassen – und weil ihrer Auffassung nach die Römer die ersten
gewesen seien, die Eisen in Ägypten verwendeten, wurden alle Keiltaschen in die
Römerzeit verlegt.
3.2.) Die
archäologische Grabungsstätte des DAI auf Elephantine
3.2.1.) 704 Am Ufer des Treppenaufgangs zum Museum (im
Grabungsgelände)
finden wir zur linken Hand als
erstere und oberste Spuren die kleinen Keillöcher an einem Findling an der
Wasserlinie, weiter oben am Fels nun etwas sorgfältiger ausgeführte.
Ein abgespaltener Felsbrocken im
Bereich der höchsten Nilflut – erkennbar an der endenden schwarzen Verfärbung –
zeigt an seiner Oberkante eine Serie, die mit einer sehr großen (ca. 20x20 cm)
Keiltasche beginnt und mit vier folgenden kleiner werdenden Typen endet. In der
Schrägen darunter vier großformatige Keilspaltbuchsen, deren Spaltung nicht
ausgeführt wurde .
An der zylindrischen Öffnung des
ehemaligen Mineralgangs und rechts daneben finden wir je drei senkrecht
übereinanderliegende Keiltaschen des Typs ARII, etwas rechts dahinter zwei
Keiltaschen des Typs ARI. Die trapezförmige Fläche oberhalb des Mineralgangs wurde
mit einer ca. knapp 3 Meter langen Spaltung horizontal abgetrennt. Die
dazugehörigen und weitere in der Nähe auffindbaren Spaltbuchsen ähneln dem Typ
ARII mit unterschiedlichen Längen und manchmal rundlich ausgespitzt.
Etwa 5 Meter weiter südlich ist
eine erfolgreiche Abspaltung eines etwa 4 Meter langen Monolithen mit einer Höhe von ca. 70 cm und der Breite
von ca. 1 Meter zu erkennen. Die mit dem Spitzeisen in unterschiedlichen Größen
ausgearbeiteten und nicht genau auf einer geraden Linie stehenden Keiltaschen
wurden an den beiden Längsseiten der
Spaltfläche eingearbeitet. Dieser sonst kaum zu beobachtende Prototyp
von sich gegenüber liegenden Keilreihen aus dieser Zeit lässt vermuten, dass
hier ein neues System auf die Ausführbarkeit getestet wurde, da für solche Blockgrößen
in der Regel eine Keilreihe ausgereicht hätte.
Weiterhin sind in diesem kleinen Areal
ca. ein Dutzend teils nur angefangene oder fertiggestellte Keilreihen sich
ähnelnder Systeme, teils mit oder ohne Spaltvorgang erkennbar. Es scheint, als
ob man sich sehr viel Zeit nahm und keine Mühen scheute, und trotzdem kein
wirklich rentabler Steinabbau stattgefunden hat.
Wie wir wissen, war die kleine
Insel Elephantine die Stadt des Adels und von Handelsleuten, für Steinmetzen und
Steinbrucharbeiter wird wohl eher kein Platz gewesen sein.
Von daher ist zu vermuten, dass
man unter Aufsicht hoher Beamter verschiedene Systeme der Keilformen
ausprobierte, bzw. eine neue Lieferung von Eisenkeilen vor dem Kauf auf ihre
Tauglichkeit überprüft und getestet hat.
Fehlspaltungen und der daraus
bedingte Verlust des Rohmaterials konnten schwerwiegende Folgen nach sich
ziehen. Deshalb und wegen des den enormen Arbeits- und Materialaufwands zur
Blockherstellung waren solche Musterflächen in dieser Zeit der Lernphase entscheidend.
Man beginnt den Rundgang am Museumsgebäude, durchquert im Süden einen
kleinen Garten und startet am Durchgangs-Tor des Metallzaunes. Zur Auffindung
von Keilspalttaschen biegen wir gleich links ab, nach Süden zu Station Nr.4:
Reste der frühzeitlichen Festungsmauern und der Siedlung des Alten Reiches und Nr.5:
Bauteile des Chnum-Tempels
westlich des Weges. Diese Architekturfragmente stammen aus dem Mittleren Reich,
dem Neuen Reich (18. – 20. Dynastie) und der 29. und 30. Dynastie.
714 Gleich rechts am Weg sehen wir
einen wieder zusammengesetzten etwa 8 Meter langen Reliefblock auf dessen
Rückseite die spätzeitliche (römische ?) Keilspalttechnik abzulesen ist. Es
sind ca. 8 – 10 cm lange, in gleichmäßigen Abständen derselben Länge, leicht
konisch eingearbeitete Keilspaltbuchsen. Sie sind im Vergleich zu denen des
Alten- und des Neuen Reiches deutlich kleiner.
043 Hinter zwei Säulentrommeln die
am erhöhten Fundament des Chnum-Tempels stehen erkennen wir an einem Architrav
Block dieselben Konturen.
030/037 Man durchquert nun den
griechisch-römischen Vorhof des Chnum-Tempels (NR. 11) in westliche Richtung
bis zu seiner linken Seite ein Granit-Schuttplatz zum Vorschein kommt. Hier
sieht man einen obenauf liegenden Granitblock mit den sehr großen
spätzeitlichen (römischen ?) Keilspalttaschen.
752 In NW-licher Richtung hinter
der Versorgungsanlage der 12. Dynastie (Nr.20) befindet sich im zurzeit
gesperrten Bereich die Stufenpyramide aus der 3. Dynastie. Ihr
Kernmauerwerk besteht aus Findlingen und nur grob zugerichteten Hartgesteinen
verschiedenster Art. Viele Spaltflächen sind durch eintreiben von Keilen in
gesteinseigene Risse und Klüfte entstanden, was durch kleine Abplatzungen am
Rand und spitzzulaufenden Abdrücken ersichtlich ist. Auf den oberen lagen
erkennt man vereinzelt Magmagesteine, die mit dem Spitzeisen zugerichtet
wurden.
Vielleicht durch Abbau oder
Einsturz der Pyramidenfläche im Süden und einer größeren Fehlstelle an der
SE-Ecke befindet sich ein Streufeld der ehemaligen Pyramidenbausteine. Nur bei
sehr genauer Untersuchung fallen einige sehr einfach gearbeitete Keiltaschen
und des Öfteren deutlich eingearbeitete Kerbspuren zur Aufnahme von einfachen
Keilen auf (778).
771 Ein sehr auffälliges Unikat
ist ein etwa 60 cm langes Bruchstück aus grau-grünlichem Gneis mit zwei
großformatigen Keiltaschen (ARI) im SE-lichen Freiraum zwischen Pyramide und
den Wänden aus Lehmziegeln. Da dieser Gneis ausschließlich an der Pyramide
verwendet wurde, und sonst nirgends auf der Insel identifizierbar ist, dürfte dieses
Artefakt als autochthon einzuordnen sein.
3.2.3)
Der äußere Südbereich
Wir begeben uns nun zum
NW-lichsten Punkt des äußeren Geländes am Nilufer, indem wir das
Grabungsgelände am SW-lichen Tor von Ajula (Nr. 15, 16) verlassen und im
Uhrzeigersinn nach ca. 300 m die nördliche Begrenzungsmauer zu erreichen. Von
dort erkunden wir die gesamte Ufergegend gegen den Uhrzeigersinn bis wir
letztendlich die äußere SSE-lichste Ecke von Elephantine erreichen, wo wir
alsbald von Fährleuten der Festlandsseite erkannt und abgeholt werden.
Es sei noch auf den unübersehbaren
NWW-lichen Basaltgang hingewiesen, an dem der Abbau von kleinen Basaltquadern
durch einfaches abdrücken oder abspalten erfahrbar wird.
Der Lohn dieser Exkursion sind
hunderte Keilspalttaschen unterschiedlichster Zeiten auf die ich nur kurz
eingehen will.
780 – 845 Als Abfolge des Steinabbaus finden sich
wiederum die kleinen unbeholfen gearbeiteten Keilspaltlöcher als erstere an
leicht zugänglichen Felsen, deren Arbeitsspuren durch Erosion bereits stark
verwischt sind, und einen nicht nennenswerten Steinertrag bewirkten. In der
Regel sind zwar die Lochreihen vorhanden, eine Spaltung erfolgte nur äußerst
selten.
Ein Grund dafür ist die geringe
Keiltaschentiefe von ca. 7 cm, die das spaltbare Kernmaterial nicht erreicht.
In der oberen stark geschwächten Mürbzone verschiebt sich das am Keil
anliegende Gesteinsgefüge bis er Aufsitzt und zu federn beginnt.
Erst die Keilspalttaschen des Alten Reiches erlaubten die Gewinnung regelmäßiger Blöcke, zumindest konnten sehr erfolgreiche
Spaltungen, eventuell zu Testzwecken, ausgeführt werden.
An der kleinen dreistufigen
Abbaustelle im Norden, hat man ein paar wenige Stelen oder kleine Obelisken
erfolgreich abgebaut. Das obig beschriebene Phänomen des “Nichtspaltens“ in der
Erosionszone hat man derzeit bereits erkannt und legte zum Erreichen des
Kerngesteins vertieft ausgespitzte schmale Gräben an. Experimentiert wurde auch
mit vertieft eingesetzten Flächen entlang der Spaltlinie die mit Spitzeisen
ausgearbeitet wurden . Dieses parallele Auftreten mit den Spuren der Frühzeit
verdeutlicht den Fortschritt in der Lernphase, sowie das hohe Alter des ersten
Probierstadiums.
Die wenig vorhandenen, sehr
regelmäßigen Keilschlitze des Neuen
Reiches finden wir oft an vorher mit schwerem Spitzeisen eingetriebenen
Vertiefungen (Schrote, Nuten), um das spaltbare tiefer liegende
Kerngestein zu erreichen.
Die Druckflächen der Keiltaschen
heben sich durch leicht hellere Nuancen von der Spaltfläche und vom Umfeld ab.
Die Gesamtausbeute verwertbarer
Rohblöcke des gerade besprochenen Bereiches wird wohl 20 Kubikmeter nicht
überschritten haben.
3.3.) Das Gebiet von Qubbet
el-Hawa “The Tombs of Nobles“
474 Nur der Vollständigkeit
halber erwähne ich die Keiltaschen den Typs ARII an der Deckenkante des Gab
Nr. 34c aus der 6. Dynastie des Alten Reiches. Diese sind im quarzitischen
(silifizierten) Sandstein oberhalb der Grabnummerierung leicht erkennbar.
493, 500 Ebenso finden sich die
gleichen Keiltaschen an Steinabschlägen in der Eisenmine des Gebietes, das sich
in Richtung Süden erstreckt.
Etwa 1 Kilometer nördlich davon
erreicht man das Steinbruchgebiet von Gebel Tingar mit Arbeitsspuren aus dem
Neuen Reich, insbesondere von Sethos I, der nachweislich einen gescheiterten
Obelisken – die Spitze befindet sich mittlerweile am Aufgang zu den Tombs – aus
dem gelblichen Quarzit herausarbeiten ließ. Im umliegenden Gebiet mit dem
violett-rötlichem Quarzit finden sich unterschiedliche Varianten von
Keiltaschen die dem Typs ARII aus dem Alten Reich entsprechen.
3.4.) Isis Island
682 – 700 Hier findet man im kleinen Park nördlich am
Hotel Pyramisis eine seltene Oberflächenform des “echten“ Dolerit, er
unterscheidet sich vom Basalt durch helle, bis zu Daumengroße Einsprengelungen
von Feldspatkristallen. Auf dem ca. 40 Quadratmeter großem Areal ist der
primäre Versuch des Eintreibens von Keilen in die natürlichen Felsspalten zu
beobachten. Sekundär wurden einige oder auch nur einzelne Keilspalttaschen eingearbeitet,
mit denen einerseits keine Spaltung erzielt wurde, andererseits wo es gelang,
das Gestein trotzdem unberührt am Ort verblieb.
Als Blickfang ist eine abgespaltene
knapp 3x1 m große und etwa 50 cm hohe Schale an einer Gesteinskuppe
auszumachen. Aufgrund der spitz (auf null) auslaufenden Spaltung blieb
vielleicht ein Sarkophagdeckel als Nutzgestein übrig. Die Keiltaschen
entsprechen dem Typ ARII.
Das Groß des Doleritvorkommens
blieb unberührt, eine gewollte Ausbeutung kann nicht festgestellt werden, eher
erweckt es den Eindruck als Experimentierfeld.
3.5.) Keilspalttaschen am Fels der Nilufer und an
vielen Orten im Großraum von Assuan
zeigen ein gleiches Bild. Auffindbar
sind meterlange heterogene Keilreihen mit denen nicht, manchmal nur mit
teilweisem Ergebnis und selten mit Erfolg gespalten wurde.
Sogar an schwer erreichbaren,
speziell ausgesuchten Felsen, die für diesen Zweck bei Niedrigwasser eine
Gerüststellung erforderten, finden sich senkrechte als auch waagerechte
Keiltaschenreihen ohne Spalterfolg.
Trotz vieler Mühen und enormen
Aufwandes verblieb das Resultat in den meisten Fällen unangetastet. Es kann
sich daher nur um Versuchsreihen handeln.
3.6.) Ein anonymer Ort, den ich hier nicht nennen will.
071 – 103 Ein Ort, an dem größere verrundete
Felspartien als auch zerklüftetes Granitgestein aus der Erde ragt. In einem
Radius von ca. 50 m finden sich in Form und Ausführung unterschiedlichste
Arbeitsspuren die sich mit zunehmender Patinierung an den Oberflächen in Altersklassen
einordnen lassen.
Die einfachen Keillöcher mit stark
verwitterten Konturen sind jeweils am
oberen Horizont des Rosengranits auffindbar (FZ). Eine Steinspaltung mit diesem
Typ erfolgte entweder nicht oder nur teilweise mit windschiefer Bruchfläche.
Ein brauchbares Ergebnis zur Erzielung von Quadern fand nicht statt.
Mit den Keilreihen der großformatigen Keiltaschen des Alten Reiches
(ARI), einhergehend mit vorher relativ flach gespitzten Schroten (breite Nuten)
wurden jeweils gute Ergebnisse erzielt. Man hat jeweils mit Zwischenstegen der
doppelten, der einfachen und mit ca. 75% der Keiltaschenlänge variiert.
Hiermit gelang es große Kuppen von
Findlingen sowie massiven Fels abzuspalten und dessen weitere Zerkleinerung.
An zwei ca. 5m langen, im
Querschnitt ca. 70x70cm messenden sehr uneben gespaltenen Pfeilerrohlingen
wurde versucht, mit jeweils paarweiser Anordnung der großformatigen Keile in
Abständen von ca. 50 cm
zu verfahren. Ob dieses Verfahren nur ein Test war, oder ob die etwas aus dem
Ruder gelaufenen Spaltflächen das Bestellmaß unterschritten bleibt
unbeantwortet, jedenfalls hätte es einige Säulen oder Pfeiler ergeben.
Das Keiltaschenformat ARII wurde
ebenso mit gutem Erfolg am massiven Fels eingesetzt.
Obwohl an diesem Ort und mit
dieser bereits erprobten Technologie genügend leicht abbaubares Kerngestein in
Blockgrößen von 1 – 2 Kubikmetern vorhanden ist, scheint es, als ob man kein
Interesse daran hatte.
Insgesamt drängt sich der Verdacht
auf, dass Alles was kleiner war als ein Block mit ca. drei Kubikmetern nicht
Akzeptabel war.
3.7.) Zusammenfassung
Hatte man zu einer bestimmten Zeit
die Routine den leichter zu spaltenden Kalkstein in Blockform abzubauen, so
konnte sich die Gewinnung der Magmagesteine mit derselben Anwendung als sehr
eigenwillig und mit weniger Effizienz erweisen. Die exzellent gearbeiteten
Bausteine der Grabkammer und die Verschlussblöcke der Djoser Pyramide waren die
erste Herausforderung, die vielleicht mit vielen Rückschlägen behaftet war.
Deswegen, und weil die Hartgesteine den zukünftigen Baustil prägen sollten, galt
es die Effizienz der inzwischen beherrschbaren Technologie zu vervollkommnen.
Obwohl man gezielt kleine Blöcke
herstellen konnte, verzichtete Snofru in seinen drei Pyramiden auf den Granit. Es
scheint, als wollte man sich nicht nur mit der Qualität und Ausstrahlung
zufrieden geben, sondern auch mit der Blockgröße die Sedimentgesteine
übertreffen, wie es dann zur Zeit der großen Pyramiden symptomatisch wird.
In Untersuchungsgebiet stand am
Anfang die Lernphase, mit den kleinen groben Keillöchern die durch die überwiegend
vorgefundenen Keiltaschen der Experimentierphase (Endstadium der Lernphase) aus
dem Alten Reich abgelöst wurden. In der darauf folgenden Ausführungsphase waren
die Ansprüche des Cheops, Chephren und des Djedefre erfüllt, und Mykerinos
musste sich am Beginn des Niedergangs des Alten Reiches, wieder mit kleineren
Blöcken begnügen. Es nimmt daher kein Wunder, wenn die Keilspalttaschen des
Neuen Reiches im Untersuchungsgebiet nicht vorgefunden wurden, da sie in
späteren Zeiten lediglich dem Zweck dienen sollten, scheinbar unendlich große
Blöcke abzuspalten.
Nur so sind die vielen hunderte,
vorwiegend ungenutzten Spaltkeilanwendungen zu deuten.
4.0.) Keilspaltspuren im
Steinbruch von Assuan
Die Abbauverfahren im Steinbruch
Um Blöcke vom massiven
Felsvorkommen abzuspalten sind mindestens vier umlaufend freie Seiten nötig.
Dies ist der Fall, wenn natürliche Risse, Spalten oder Lager genutzt werden
konnten. Anderweitig mussten künstliche Schrote, Schrotgräben, Gräben oder
Gassen zur Abtrennung eines Blocks im Massiv angelegt werden.
Bevor wir den Rundwanderweg
beginnen, richten wir einen Blick in den Steinbruch. Ganz links beginnt die senkrecht
mit Werkzeugen abgespitzte Wand des Cheops, die in einer ca. 30 m hohen Nische
endet. Rechts, von der links oben freistehenden Felsnadel finden wir später
Keiltaschen des Alten Reiches. Etwas rechts der Cheops-Nische befindet sich
eine ebensolche senkrecht abgearbeitete Wand, deren Ursprung an der obersten
Granitdecke des Steinbruchs entstand. Auf halber Höhe ist eine rechteckige
Aussparung eingearbeitet. An der ersten zurückgearbeiteten Stufe erkennt man
die Keiltaschen ARII. Etwas weiter rechts erkennt man einen dritten Schacht mit
deutlich ausgeprägten Spitzmeißel Spuren, der auf halber Höhe endet und
wiederum fünf Meter weiter einen etwa halb so hohen Sondierungsschacht. An der
Oberkante der Spaltfläche zwischen den Beiden Schrotschächten erkennt man fünf
großformatige Keiltaschen des Alten Reiches. Alle Keiltaschen des darunter
liegenden und des sich in die östliche Ecke erstreckenden Bereiches
(Blickrichtung Obeliskenspitze) sind eine Variation des Neuen Reichs, mit sehr
identischen Keiltaschen.
Das darauf folgende Gebiet, was
sich von E über S nach West erstreckt, wird in seinen oberen Bereichen vom
Alten Reich geprägt, die letzten Spuren
stammen aus dem Neuen Reich.
Die Wand des Cheops bezeichne ich
deswegen so, da die Nischenbreite der Länge der ca. 70 riesigen Blöcke
entspricht, die in den Entlastungskammern über der Grabkammer verbaut
wurden.
Nach der Berechnung von Röder
sollten im Alten Reich ca. 45.000 m3 Fertigmaterial verbaut worden sein (wobei
Djedefre nicht mit eingerechnet ist), was ungefähr 100.000 m3 Materialabbau im
Steinbruch entsprechen sollte.
4.1.) Der NNE-liche Außenbereich
(048-067, 513-527)
Bezeichnend finden sich hier
Keillochreihen der Frühzeit, meist ohne ausgeführte Spaltung an Wollsackblöcken
und an leicht zugänglichen Felsformationen. Die Nichtverwertung dieser
Versuchsreihen begründet sich auf die äußerst schlechte Qualität solcher
Oberflächenmaterialien.
Der zweite Schritt ist das
Eintreiben von Eisenkeilen in Zerklüftungen und Aushebeln der Bruchstücke um an
das Kernmaterial zu kommen. An Felsfragmenten mit drei freien Flächen sind es
die Keiltaschen des Alten Reiches, die zur Abtrennung von Blöcken mittlerer
Größe führten.
Vorwiegend fand der in größeren
Abstand gesetzte Typ ARI sowie der Typ ARII mit in einer vorher gespitzten Nut
Anwendung.
Die Nutzung des Westhangs
beschränkt sich auf zwei Nischen, die als horizontale Stufen erkennbar sind.
Das weitere Vorgehen wurde
eingestellt, da zur weiteren Freilegung die nutzlosen Massen des Umgebungsgesteins hätten abgebaut
werden müssen. Die Annahme, dass man die Blöcke und Formationen der
Wollsackverwitterung nutzte, ist nicht haltbar, denn hier und an allen Orten sind
sie unangetastet.
4.2.) Die Abbauverfahren im
Steinbruch entlang des Rundweges im Uhrzeigersinn
Der unvollendete Obelisk zeigt in
etwa nach NE. Das zentrale Abbaugebiet des Steinbruchs liegt im NW- Sektor und
wird nördlich, am tiefsten Punkt auf Höhe des Grundwasserspiegels, von einer
etwa 20 m hohen, senkrecht mit dem Spitzeisen oder dem Spitzhammer
abgearbeiteten Felswand begrenzt ( hierzu erfolgt ein gesonderter Beitrag).
Parallel dazu findet sich ein birnenförmiger Kesselabbau weiter in NNW, der von
senkrecht anstehenden zerklüfteten Felswänden begrenzt wird.
4.2.1.) Nach dem Einstieg in das Steinbruchgelände eröffnet sich der
nördliche Birnenkessel
143-158 Auf der linken Seite mit ca. 30 m
Höhenunterschied, gleich vorne links erkennt man in ca. 7 m Höhe die
Keiltaschen ARII an einem stehen gelassenen Felssporn (141). Die ersten Eingriffe entlang der obersten
Steinbruchkonturen erfolgten mit der Keilspalttechnik des Alten Reiches.
Aufgrund der tektonischen Zerklüftung des mittleren Höhenbereiches konnte der
horizontale Abbau durch eintreiben von Keilen
in natürliche Risse erfolgen. Das letzte Viertel bis zur Steinbruchsohle
besteht aus einem magmatischen Rücken ohne tektonische Teilung, deshalb wurde
der Abbau ausschließlich mit dem Anlegen von Schroten (Gassen) bewältigt. Der
immense Aufwand ist aus heutiger Sicht kaum mehr Vorstellbar, der Lohn war aber
beste Qualität von gleichbleibender Struktur und Farbe.
In diesem Bereich befinden sich
vier Sondierungsschächte von jeweils mehreren Metern Tiefe, deren innere Wandungen
mit spitzen Werkzeugen abgearbeitet wurden. Ebenso weist das Muster der
schüsselartigen Mulden ausschließlich punktuelle Einschläge auf, was darauf
hindeutet, dass sie mit Spitzeisen oder Spitzhämmer ausgearbeitet wurden. Diese
Mulden dienten zum Einebnen und zur
Herstellung gerader Flächen, wie sie ebenso auf der Oberfläche des
unvollendeten Obelisken zu sehen sind. Eine zeitliche Zuordnung dieser
Meißelspuren ist nicht ablesbar, da vom Alten bis zum Neuen Reich dieselben
Werkzeuge verwendet wurden.
Die letzte Arbeitsweise könnte aufgrund
von Profilstrukturen bereits abgebauter Obelisken, dem Neuen Reich zuzuordnen
sein.
4.2.2.) Die Abbaustellen über der Cheops-Nische bis zum
unvollendeten Obelisken (169-190)
167 Auf dem Weg dorthin werfen wir einen Blick zurück
auf den Birnenkessel, wo am oberen ersten Eindringen in das Massiv zwei
senkrechte Keilreihen, die eine mit zwei, die rechte mit drei Keilbuchsen des
ARII zu sehen sind.
169 Nachdem man sich über der Cheops-Nische
befindet, erkennt man gleich zur rechten Hand eine kleine Abbaustelle mit
Keiltaschen des Typs ARII. Obwohl man großflächig mit strichgespitzten Nuten
eine Spaltoptimierung herbeiführen wollte, scheint hier außer großer Mühen und
Scherben nichts Brauchbares übrig geblieben zu sein; die Spaltungen schalten
nach außen ab.
170 Der weitere Weg, entlang der Steinbruchkante zeigt
sehr alte Keilspalttaschen des Typs ARII, in mehreren Varianten und vorwiegend
ohne Spaltergebnis. Sie sind noch der Lernphase zuzuordnen.
171, 174, 178 Die nächstfolgende kleine dreistufige
Abbaustelle mit Säulenrelikten und Keiltaschen des Typs NR entspricht einer Testphase
des späten AR, bzw. einer unvollendeten Abbauphase des Neuen Reiches ohne
wirkliche Werksteingewinnung.
181 Im weiterführenden Verlauf des
Rundweges Richtung Obeliskenspitze befinden wir uns immer noch auf der
Magmadecke des Kerngesteins. In der Ecke des nach rechts abzweigenden Rundwegs
sind ca. 60 cm tief ausgearbeitete Schrotflächen auszumachen, die mit aufeinander
folgenden Spitzhieben (Strichgespitzt) herausgemeißelt wurden, um die
tieferliegende Zone des (absehbaren) Kerngesteins zu erreichen. Der sichtbare
Erfolg der im Nachhinein eingemeißelten Keiltaschen des Typs ARII konnte – so
sieht es aus – in Körben abtransportiert werden. (196 Drehen wir uns um, mit
Blick nach Nord, sehen wir an einer Abtreppung die Keilspaltbuchen ARII)
187 Von hier oben lassen sich die
Abbaumethoden des Neuen Reiches in der großen Galerie gut
einsehen.
Der gesamte westliche Bereich
unterhalb des unvollendeten Obelisken ist von den Keilspalttaschen des Neuen
Reiches geprägt. Unübersehbar fällt eine korrekt erfolgte Abspaltung eines ca.
30 m langen Obelisken auf. Bergseitig wurde er durch einer grobgespitzten
Schrotgasse vom Granitmassiv getrennt und mit einer perfekt auf der gesamten
Länge angelegten Keiltaschenreihe, von der Talseite her, horizontal abgespalten.
Die gemeinsame Anwendung von angelegten
Gassen und der Keilspalttechnik, die nur mit Eisenkeilen möglich war (so die
Ägyptologen), belegt zweifelsfrei den Einsatz von Eisengeräten für die
Schrotflächen der Gassen. Von daher, und weil der Dolerithammer keine
punktgespitzten Muster erzeugt, ist sein Einsatz weder zu erwarten noch
sinnvoll (siehe Experiment).
4.2.3.) Die Keilspalttaschen im Bereich des unvollendeten Obelisken
190
entsprechen denen des Neuen
Reiches. Vorgefunden werden sie am westlichen Durchbruch etwa auf halber Länge
und am oberen Anfang der Schrotflächen
etwas südlicher. Etwa 1m über dem Niveau des Obelisken (unterhalb der
Aussichtsplattform) erkennt man zwei Serien des Typs ARII, was darauf hinweist,
dass die verschachtelten Abbaustufen oberhalb weit vor dem Neuen Reich
erfolgten, und zweitens, dass eine bereits ausgereifte Keilspalttechnik vor dem
Beginn des unvollendeten Obelisken zur Verfügung stand.
205, 211 Wir richten den Blick zum
oberen Wächterhäuschen und sehen rechts davon eine mit Erfolg abgespaltene,
aber vor Ort belassene Felskappe der obersten Verwitterungsdecke. Es sind die
Keiltaschen des Typs ARII, die einen ersten Eingriff in den Steinbruch
bezeugen.
Des Weiteren waren solche Relikte
für nachfolgende Generationen ein Zeichen, dass es sich nicht sonderlich lohnt
hier Hand anzulegen.
Die Obeliskenspitze zeigt auf
einen Block der oberen Verwitterungszone, an der nördlichen Begrenzung des
Rundweges. Die zwei Keilreihen, mit denen einen Spaltung nicht erfolgte,
entsprechen dem Typ ARII aus der Lernphase.
4.2.4.) Auf der Hochebene (236 - 245)
befindet sich nördlich des Wachhäuschens
ein aus dem Kerngestein ragender quadratischer Sockel, dessen Südseite geschrämt
ist, die Ostseite lässt Keiltaschen des Alten Reiches erkennen.
Zweifellos ist dieser Ort an der
höchsten Stelle des Steinbruches einer der Ausgangspunkte für die erste Steingewinnung,
da man - soweit das leicht zugängliche Gestein nutzbar war - immer oben begann.
Da weiterhin alle fünf Seiten für dasselbe Alter sprechen, die Schrotflächen
seit dem Alten Reich bekannt sind, müssen auch die Keiltaschen aus derselben
Zeit sein (was wir ohnehin schon mehrfach belegt haben).
An der Nordseite des Podestes sind
zwei zylindrische Aussparungen mit je einem Durchmesser von ca. 25cm ab
Bodenhöhe ausgearbeitet. Dies deutet darauf hin, dass man sekundäre Deckschichten
mittels Hebelwirkung durch eingeführte Baumstämme vom Konvergenzhorizont
ablösen konnte.
Solche Hebellöcher sind auch
SE-lich vom Fuß des “Unvollendeten“ zusehen, jedoch im Querschnitt etwas größer
und als quadratische Aussparung.
239 – 246 Zwischen Podest und Wachhäuschen
erkennt man weitere großformatige
Keiltaschen ARI, den Typ ARII mit grob gespitzter Nut, sowie dazu
querverlaufende flache Schrotgräben, die der Anfangsphase des Steinabbaus
angehören. Diese in Rosengranit gemeißelten Tatsachen widerlegen die Ansätze
der Holzkeilgläubigkeit, denn die genannten Bearbeitungen, inklusive der
Keiltaschenherstellung, sind mit Holz nicht denkbar.
4.2.5.) Der Südost Steinbruch (214-235)
An der Oberkante der ca. 60 m
langen und nahezu senkrecht abfallenden Westwand, von etwa 10 m Tiefe,
bestimmten die Keiltaschen des Typs ARI
den ersten Eingriff. An der ca. 40m weiter, gegenüber liegenden SE-Seite
sind es vereinzelt die Spaltspuren ARII.
Im Wesentlichen wurde das weitere Abteufen durch Eintreiben von
Eisenkeilen in die naturgegebenen Klüfte betrieben. Alle Keiltaschen der
Kesselsohle entstammen dem Neuen Reich.
4.2.6.) Das abfallende SW-Gelände (252
258 An der linken Seite sehen wir
eine etwa 6x3x2,5 m große, mit dem Schrämverfahren ausgearbeitete Mulde für
einen freigelegten Sarkophag, deren östliche Oberkante mit Keiltaschen des Neuen Reichs abgebaut wurde.
265 Anschließend lässt sich eine
Abbaustelle eines etwa 10 m langen Obelisken erkennen, dessen missglückte
Spaltung mit dem System des Neuen Reiches ausgeführt wurde.
171-181 Weiter stufenabwärts,
begegnet uns auf der rechten Seite ein kleines Areal mit senkrechten und
waagerechten Taschenreihen des Typs ARII mit größtenteils ausgeführten
Spaltungen. Die mit dem Spitzeisen ausgearbeiteten vollständig, oder nur halb
vorhandenen Keilspaltbuchsen veranschaulichen die Arbeitsweise der
Aussparungen.
Beachtenswert sind die Schrotgassen
und Keiltaschen des Alten Reichs auf dem
Intrusionsrücken.
Durch die unmittelbare Nähe dieser
Exponate zum “10 m Obelisken“ (265) aus dem NR, lassen sich die
unterschiedlichen Arbeitsweisen, sowie die Patinierung (Alterssichtigkeit) im
direkten Vergleich bestens ablesen.
Auf die Erwähnung der analog
vorhandenen Spitzspuren der zuletzt beschriebenen Bereiche, wurde aus
Wiederholungsgründen verzichtet.
4.2.7.) Der Südwestliche
Obelisk
282-339 An der nach links abbiegenden Zwischenebene (nach
der Treppenanlage) passieren wir den “gescheiterten Südwest-Obelisk“ zu unserer
rechten Seite. Mit Blick nach NE und E erkennen wir Keiltaschen aus dem Alten
Reich, die auch an deren Felsrückseite vorhanden sind.
285 Wir
besteigen nun die 13-stufige Treppe und begeben uns halbrechts zum
“gescheiterten Obelisken“.
Im gesamten Bereich finden sich
mehrere Dutzend Keiltaschenreihen, die vorwiegend aus dem Alten Reich und
späteren Zeiten abzuleiten sind, ansonsten dem Neuen Reich zugeordnet werden.
Aufgrund der zahlreich vorhandenen
Keiltaschen und aufgrund des bisherigen Wissens erscheint es als unnötig diese
weiter zu Erläutern.
063 Zu Beginn der absteigenden Treppe (Richtung
Ausgang), verabschiedet sich zum Schluss eine Keiltaschenreihe des Typs ARII an
der rechten Granitböschung.
Um die Feinstrukturen der
bearbeiteten Oberflächen besser aufs Bild zu bekommen, ist es von Vorteil, die
Schattenwirkung der Sonne abzupassen. Hier nun einige Tipps zur Optimierung der
Fotografien mit gutem Streiflicht für die spätere Auswertung, mit
Uhrzeitangaben im Dezember:
10:10 Die grob punktgespitzten
Schrotflächen der Cheops-Nische, als Nahaufnahme von der linken Ecke aus (536)
12:00-15 Die strichgespitzten
Schrotflächen der zwei E-lichen Sondierungsschnitte an der NE-Wand der Galierie,
rechts der Cheops-Nische; mit Zoom (137)
Ab 14:45 Die punktgespitzten
senkrechten Flächen (Schrotflächen) der Obeliskenspitze, sowie der senkrechte
Sondierungsschacht am Fuß des “Unvollendeten“ (395, 632)
Ab 14:00 Die gespitzten Schrotgassen (Schrotgräben) des SW-Obelisken
(621), wo wir uns gerade befinden.
558 Wir betreten die westliche Schrotgasse und
richten unser Augenmerk auf die rauen, gekräuselten Oberflächen, wobei einzelne
Einschläge der Größe des kleinen Fingernagels auffällig sind, die von höher stehenden
Kristallbruchflächen flankiert werden.
229 An der Unterseite des Obelisken, entlang der
keilförmig ausgearbeiteten Sollbruchstelle erkennt man einen Längsriss, der
darauf hinweist, dass sich der Massenkörper aufgrund der Eigenspannung des Granits
(freiwerdender Gebirgsdruck) durch die Freilegungsarbeiten ab einer bestimmten
Zurückarbeitung vom Massiv selbständig abtrennt.
576 Offensichtliche und gut ausgeprägte
Meißelspuren finden sich beidseitig, unterhalb des in der Grabenöffnung eingekeilten
Felsbrockens, im östlichen Schrotgraben (576-581).
589 Eine haushaltsübliche Geschirrbürste genügt,
um eine Bodenmulde freizulegen. Bei genauem Hinsehen lokalisiert man – nur wenn
sie die überwiegende Zeit gut geschützt waren – sehr kleine, sich hell abzeichnende
punktförmige Grübchen. Durch Einschlagen eines spitzen Gegenstandes wurde die farbgebende
Lichtbrechung der Kristallstruktur zerstört. An exponierten Stellen verwittern diese
Zerstörungen im Laufe der Zeit und passen sich wieder dem Umfeld an.
589-617 Der zweite Schritt dieser Untersuchung
erfolgt durch bewässern der Mulde mit etwa der Menge eines Esslöffels voll
Wasser. Es zeichnet sich eine kleine strukturierte Pfütze ab, die unregelmäßig
durch kleine gefüllte Näpfchen begrenzt wird. Von daher konnte die
Gesteinsabtragung nur durch die Anhäufung von punktförmigen Einschlägen
entstanden sein.
Das Experiment:
586, 592, 600 Am Fuß des Unterschnitts der “Obeliskenspitze“
begegnen wir einer hellen, etwa Handtuch großen Versuchsfläche mit demonstrativ
ausgelegten Dolerithämmern.
Anhand dieser Doleritkugeln haben Probanden
versucht, dem Granit etwas abzuringen.
Das Ergebnis ist einerseits
erstaunlich, quantitativ gesehen eher erbärmlich.
Mit diesem Werkzeug gelang es nur,
die vorhandenen alten rauen, gekräuselten Strukturen etwas einzuebnen. Die durch
die ursprüngliche Bearbeitung und durch die Verwitterung geschädigten, höherstehenden
Mineralaggregate konnten anfangs leicht abgeflacht werden. Durch die Zunahme
der Oberflächendichte, schon im Bereich der Größe von Fingerkuppen - zwischen
den tieferliegenden historischen Spitzhieben -
kommt man an die Grenze dieser Bearbeitungsart.
Fest steht, die Steinklopftechnik
bewirkt weiche, verrundete Oberflächen ohne punktartige Einschläge. Wäre es
überhaupt möglich, mit dem Dolerithammer in die Tiefe zu arbeiten, hätten laut
Befund des Experimentes glatte Schrotflächen entstehen müssen.
Dieses weltweit einzigartige
Experiment bestätigt, dass infolge des Zurückarbeitens und unter wesentlicher
Veränderung der ursprünglichen Spuren, lediglich anschmiegsame, weiche
Oberflächen entstehenen, die sonst nirgendwo im Untersuchungsgebiet auftreten. Der
Vergleich dieser pseudoägyptischen Versuchsfläche mit den angrenzenden
originalen altägyptischen Schrotflächen, beweist unzweifelhaft die Anwendung
unterschiedlicher Technologien.
Die in den Granit gemeißelte
Chronik des Steinbruchs dokumentiert in aller Deutlichkeit, dass zum Erreichen
des Kerngesteins der Obelisken die Vorarbeit vom Meißel und von der Keiltasche geleistet
wurde. Dahin gehend lässt es nur den einen Schluss zu, dass dieser erprobte
Meißel auch für die Ausschachtung der Schrotgräben benutzt wurde. Wie es den
Bearbeitungsspuren zu entnehmen ist.
Das Miteinander von Schrotgassen,
Keiltaschen und Meißelspuren seit frühester Zeit kann nur mit gestählten
Eisenwerkzeugen erklärt werden.
Zusammenfassung
und Schlussbetrachtung
Hierher gehörte eigentlich die chronologische Typologie der
Keilspalttaschen, die zur besseren Nachvollziehbarkeit der Exkursion am Anfang
dieser Abhandlung beschrieben wurde, siehe Punkt 2.0..
In Anbetracht dieser Untersuchung ließ sich eine ca. 3000
jährige Entwicklung in der Granitspaltung von uralter Zeit bis in die Spätzeit
konsequent ableiten. Granitskulpturen und Keulenköpfe aus prä- und
frühdynastischen Zeiten, bezeugen, dass der Rosengranit aus Assuan bearbeitet werden
konnte. Hinsichtlich der Qualität, Farbe und der Polierfähigkeit des Granits, war
es notwendig, sich in die Tiefe des Kerngesteins vorzuarbeiten.
Der Befund der Keilspalttaschen bezeugt eine kontinuierliche
Entwicklung von der Frühzeit bis zum Neuen Reich. Die zeitliche Abfolge kann in
eine Anfangs-, Lern- und Experimentier-, Test- und Ausführungsphase
nachgewiesen werden, die mit mehr oder weniger Effizienz ausgeführt wurden.
Am Anfang standen die groben, etwas unbeholfenen Keillöcher,
die in einer Lernphase von mehreren
Jahrhunderten zur beherrschbaren Keilspalttechnik des Alten Reichs führten. Erzielt
wurden zur Zeit des Djoser bereits gute Spaltergebnisse die aber den Anspruch
seiner Nachfolger nicht genügten.
Hier wird der Beginn der
Testphase anzusetzen sein. Obwohl die Technik zur Verfügung stand, war die
Gesteinstrennung manchmal nicht möglich, bzw. die Spaltung missglückte, was in
und in der Umgebung von Elephantine an hunderten Testreihen nachweisbar ist. Diese
an vielen verschiedenen Orten mit individuellen Bedingungen ausgeführten
Versuche schonten derweil die Ressourcen im Steinbruch.
Man musste erst Erkennen dass nicht nur die Richtung des
Spaltkeils, sondern auch die Anordnung und Ausrichtung der Granitstruktur
(Gefüge) – der Fachmann spricht heute von Kopf- und Gangseite - das Ergebnis beeinflussen
konnte.
Der immense Aufwand dieser Versuchsanordnungen rechtfertigte
sich zur Vermeidung von Fehlspaltungen des wertvollen Rohmaterials und Verlust
der Arbeit sowie der Folge des erschwerten weiteren Vordringens in den Fels .
Die Pharaonen wollten sich nicht nur mit den höherwertigen
Eigenschaften und insbesondere der Farbenprächtigkeit des Granits die
Sedimentgesteine übertreffen, sondern auch in der Blockgröße - die von der Königskammer
des Cheops und den darüber liegenden Großblöcken der Entlastungskammern
gefordert waren.
Für die Ausführungsphase des Alten Reiches konnten an den
Experimenten als auch im Steinbruch zwei unterschiedliche Taschentypen
identifiziert werden, wobei der Typ ARI wegen unsicherer Ergebnisse durch dem
späteren Typ ARII bevorzugt wurde. Diese Keiltaschentypen finden sich analog an
den Pyramiden des Mykerinos und des Djedefre.
Das unermüdliche Bestreben und mit dem Ehrgeiz der Maxime
“Nichts ist unmöglich“, entwickelte man im Neuen Reich die perfekte
Keilspalttechnik, um riesige Monolithen und bis zu 30 m lange Obelisken aus dem
Granit zu lösen.
Die darauf nachfolgenden Epochen verwalten lediglich das
Wissen der Vorfahren.
Der Rosengranit-Steinbruch von Assuan belegt in aller
Deutlichkeit, dass die Anfänge des Steinabbaus
mit Meißeln und Keiltaschen erfolgten. Alles Vordringen in
den Fels und das Abspalten von Blöcken wurde mit der Keilspalttechnik
ausgeführt. Es gibt dort keinen Ort, wo diese Technik fehlt.
Nur an Intrusionskörpern, wo natürliche Risse und Klüfte
fehlen, mussten künstliche Gassen mit dem Schrämverfahren angelegt werden.
Diese sekundäre Arbeitsweise erfolgte mit denselben Meißeln, die zur
Herstellung der Keiltaschen und der gespitzten Schrote (Nuten) bereits
Verwendung fanden.
Dafür spricht, dass die Vorarbeit zum Erreichen der Gassenoberkante durch die Keilspaltung und
Meißelspuren erfolgte, dass alle drei Arbeitsweisen zur gleichen Zeit
angewendet wurden, weil sie sich gemeinsam an gleicher Arbeitsstelle abzeichnen.
Zweitens, weil alle Schrotflächen gespitzte Oberflächen
aufweisen, deren Struktur eindeutig nicht von der Arbeitsweise des Dolerithammers
stammt (siehe Experiment).
Schon allein durch die Aussage von R. u. D. Klemm, dass alle
Spaltkeiltaschen römisch sein sollen, weil die Römer die ersten gewesen seien,
die mit Eisenwerkzeugen arbeiteten, müssen die zeitgleich ausgeführten
Schrotflächen auch mit Eisenmeißeln gespitzt sein. Die Nutzung des Eisens
erklärt sich also aus den Arbeitsspuren am Granit. Nur die Römer waren es
nicht, die Pyramidenbausteine und Obelisken aus dem Assuan Steinbruch abbauten.
Die Chronik des in Granit gemeißelten “genetischen
Fingerabdrucks“ der Keilspalttaschen
führt uns in die altägyptische Frühzeit, wo die Wurzeln
ablesbar sind, und sich die Entwicklung der Spaltsysteme über Jahrtausende
nachprüfbar überliefert hat.
Bei dieser Dokumentation wurde Wert auf Nachvollziehbarkeit
gelegt.
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