Hallo cq,
ich nähere mich Deinem Lieblingsthema einmal kurz von der schriftlichen Seite.
Denn sollte ein Nachweis erbracht werden, ob die Alten Ägypter tatsächlich
schon Eisenwerkzeuge zur Zeit der Erbauung der Cheopspyramide verwendeten, dann
nur auf einem Papyrus. (Bestelllisten vom Handel, Handwerkerlisten ect.)
Auf meiner Suche fand ich das Wort bj3 ( bjA ), als allgemeine Bezeichnung für Erz,
aber auch für Kupfer und Eisen. (DZA 22.818.070 und DZA 22.818.090). Folgt man
dem Digitalen Zettelarchiv, gibt es Schriftzeugnisse, die belegen, dass schon
vor der Hyksoszeit Eisen bekannt gewesen sein musste, was wiederum den Schluss
zulässt, dass irgendetwas in Eisen hergestellt worden sein muss.
Das aber nur kurz angemerkt…
Hallo nochmals,
als Vertiefung meines vorherigen Beitrag ist noch zu sagen, dass ich nach
längere Überlegung nicht davon überzeugt bin, dass die Bezeichnung
"bjA" gleich "Eisen" zu hundert Prozent zutrifft. Die vielen,
zusammengesetzten Worte, die mit diesem Begriff einhergehen, deuten eher auf
die Bezeichnung eines "Gebrauchsmetall" mit fester Eigenschaft hin.
Das kann Eisen sein, muss aber nicht. Laut Wb I, Seite 436, geht man von Erz,
Kupfer sowie von einem "?" aus.
Als Beleg möchte ich dazu eine Zusatzbezeichnung des Gottes Seth anführen. Laut
"Lexikon der Götter und Götterbezeichnung" heißt es über diesen Gott:
"Seine Knochen bestehen aus Eisen". Eisen wird hier so umschrieben:
bjA-n-p.t; Wb I, Seite 436 = Erz des Himmels. Diese Behauptung stammt zwar nur
aus der griechisch/römischen Zeit, aber deutet mit Sicherheit auf Meteoreisen
hin. "Eisen vom Himmel" oder "Erz vom Himmel", das ist hier
die Frage…
Mit diesem Wissen bin ich in der Geschichte weiter zurück gewandert
und habe als Bezeichnung des Hakens zur "Mundöffnung" folgendes
gefunden: "bjA pr{r} m StH" = "Erz, das aus Seth herauskommen
wird". Dieser Satz ist auch im "Lexikon der Götter und
Götterbezeichnungen" belegt und stammt aus dem Alten Reich (etwa 2707 -
2216 vor Christus). Darin könnte man den schriftlichen Beleg sehen, das
"bjA" schon zu dieser Zeit bekannt war. "bjA" =
"bjA-n-p.t" könnte man nun interpretieren, denn die Knochen des Seth
bestehen ja bekanntlich aus "bjA-n-p.t"…
Fakt ist, das in der 3. bis 6. Dynastie ein "Erz" mit fester
Eigenschaft bekannt war. Ich glaube schon, dass dies ein guter Hinweise ist…
Thomas
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081014 #
30
Wüste und Meißel, Narmer Palette
Hallo Thomas,
alle Hochachtung vor Deiner Pionierleistung, ich habe seit
dem Beginn meiner Reserschen nichts Wertvolleres, Ergänzendes gelesen.
Zu Deinem Beitrag #28,
“Auf meiner Suche fand ich das Wort bj3 ( bjA ), als allgemeine Bezeichnung für
Erz, aber auch für Kupfer und Eisen“.
Will ich ergänzen, dass man auch nach der Bezeichnung “schwarzes Kupfer“ = “Kupfer mit festen
Eigenschaften“ suchen muß, da dies ein weiteres Synonym für Eisen ist.
Zu Deinem Beitrag # 29,
“Die vielen, zusammengesetzten Worte, die mit diesem Begriff
einhergehen, deuten eher auf die Bezeichnung eines "Gebrauchsmetall"
mit fester Eigenschaft hin.
Das kann Eisen sein, muss aber nicht. Laut Wb I, Seite 436,
geht man von Erz, Kupfer sowie von einem "?" aus“.
Das “?“ ist begründet, da man bislang den Begriff “Eisen“ in diesem Sinne nicht vermutete.
Zum Begriff
“Gebrauchsmetall“ will ich jetzt
weiter ausführen: Folgende Metalle waren den Ägyptern geläufig: Gold, Silber,
Elektron ( = Mischung aus Beiden ), Kupfer und Bronze, evtl. Pyrit und ähnlich
metallisch schimmernde Stoffe. Dies sind vorrangig Materialien für Schmuck,
Vorzeige- und Prestigeobjekte sowie für Scheinwerkzeuge. Leicht zu
bearbeiten, Edel (-Metalle ), glänzend
und die Zeiten überdauernd ohne sich wesentlich zu verändern.
Die eisernen Gegenstände der damaligen Zeit waren sehr roh,
narbig, porig, schroff und immer mit Kohlen- und unausgeschmiedeten Eisenresten
durchsetzt. Besonders im Zusammenhang mit dem Kontakt von Hautschweiß ( Salze =
Oxidationsbeschleuniger) setzten diese Gegenstände sehr schnell Flugrost an und
färbten metallisch-braun ab, des weiteren setzten sie unangenehmen Eisengeruch
bei der Handhabung und auf der Haut ( Handfläche ) frei.
Deswegen als Unedel, und primär wegen der “festen
Eigenschaften“ konnte es nur als Gebrauchsmetall
verstanden werden. Bezeugt wird dies in der überlieferten
Benützung dieser Meißel. Damit sich die
Handwerker ( Steinmetzen / Bildhauer )
nicht an den schroffen, kantigen Werkzeugen verletzten / wundrieben, wurden die
Handstücke mit Pflanzenfasern oder Holz umgeben und mit Lederriemen umwickelt.
Visualisiert durch den glockenförmigen
Handschutz. Dargestellt in den Reliefen und als Hieroglyphen in Form der Meißel
mit Glockengriff. ( # 21 )
Dein weiteres Zitat:
“Mit diesem Wissen bin ich in der Geschichte weiter zurück gewandert und
habe als Bezeichnung des Hakens zur "Mundöffnung" folgendes gefunden:
"bjA pr{r} m StH" = "Erz, das aus Seth herauskommen wird".
Dieser Satz ist auch im "Lexikon der Götter und Götterbezeichnungen"
belegt und stammt aus dem Alten Reich (etwa 2707 - 2216 vor Christus). Darin
könnte man den schriftlichen Beleg sehen, das "bjA" schon zu dieser
Zeit bekannt war. "bjA", "bj3" = "bjA-n-p.t" könnte man nun
interpretieren, denn die Knochen des Seth bestehen ja bekanntlich aus
"bjA-n-p.t"…
Deine Interpretation ist vollkommen richtig. Ich gehe aber
noch einen Schritt weiter und nehme die Verifizierung: "bjA pr{r} m StH" = "
Erz, das aus Seth herauskommen wird" WÖRTLICH.
Folgende Fakten lege ich zugrunde:
1. Gott Seth ist der Herr der westlichen Wüste, Seth wird
assoziiert mit der Wüste und er tritt in der Gestalt der Wüste auf, also ist
Seth gleichbedeutend mit der westlichen Wüste.
2. Quelle : Diercke
Weltatlas, Seite 139, Industrie und Wirtschaft:
Hier ist ca. 200 Kilometer süd-westlich von Gizeh, im Wüstengebiet Al-Harra
/ Al-Bahariya, das Symbol für ein
wesentliches Eisenerzvorkommen eingezeichnet. ( # 11 )
3. Quelle : Dokumentation von Renate Beyer, “Ägypten, mit den Beduinen durch die Wüste“,
vom 29.09.08, 015’-1 Uhr auf Phoenix ( original von Arte ). Es geht um die westliche Wüste mit den Oasen
von Bahariya, Farafra und Dakhla, diese seien seit der Stein- und der
Prähistorischen Zeit besiedelt, und waren zu Pharaonischen Zeiten überaus
reiche Metropolen und wichtigste Handelsstationen. !!!!
Hier wird in Bild und Ton folgendes berichtet:
Ein vollbeladener Güterzug mit Eisenerzen aus den Oasen,
bringt die Ladung nach Kairo.
Die Schwarze Wüste besteht
aus eisenhaltigen Gesteinen.
Fossile Wasserquellen sind stark eisenhaltig.
Die Gesteine der
Weißen Wüste beherbergen Hämatitkristalle.
Im Wüstensand findet man faustgroße Hämatit-Aggregate, die
von den Beduinen “Metallblumen“ genannt werden.
Folglich waren diese Substanzen damals schon vorhanden.
In diesem Fall würde “bjA“ nur für Erz und Eisen stehen
können, da kein Kupfer in den westlichen Wüsten und Oasen vorkommt.
> Im Handbuch von Hochleitners Mineralien-Kompaß steht geschrieben: Hämatit
, FE 2
O 3, Roteisenerz, Eisenglanz..., Verwendung: ALS
EISENERZ (!!!).
In Situ :
" Erz, das aus Seth = aus der Wüste herauskommen wird ".
Was hiermit zu beweisen war.
Dies bezeugt dann weiterhin, dass den Niltalern der ersten
Dynastien das prototypische Erlernen der Eisenverarbeitung zugestanden werden
kann. Im weitesten Sinne die ersten Kontakte der Negada-Kultur bezichtigt
werden können. Wie in Beitrag # 23 dargelegt, dass das Schmieden ab
Narmers-Zeiten seinen Anfang nahm.
Zu dieser Datierung noch ein weiterer Beleg:
Ab der Mitte des Beitrages # 21 beschrieb ich den kleinen
Meißel U22 : mnx, dessen Aussehen plump, kurz und gedrungen als Hieroglyphe
dargestellt wird; als Ideogramm für “hervorragend , vortrefflich“ sein. Laut M.C. Betro war dies das Vorgängermodell
der Hieroglyphe des kleinen Meißels U23
: Ab; mr, welcher wesentlich eleganter, komfortabler und exakt skizziert wird.
Der Schaft ist lang und dünn mit breit ausgeschmiedeter Spitze, genau so wie
ein Breitmeißel unserer Gegenwart nicht anders dargestellt würde.
Weitere Erläuterungen in # 21.
Die Hieroglyphe Ab; mr sei ab dem Alten Reich, laut Betro,
dem Hieroglyphensystem ergänzt worden.
Letzteres will ich nun korrigieren und das Geschehen in Wort
und Bild für die Zeit um - 3000 nachwiesen:
Quelle: Kunst im Bild, Das Alte Ägypten, von Prof.
Westendorf, Seite 24 - 25 :
Die Schminkpalette des Königs Narmer, Schiefer, aus Nechen,
Frühzeit, 1. Dyn. um 2950 v. Chr.:
Der Name des Königs:
Wels = Nar mer = Meißel , ist auf beiden Seiten der Schminkpalette
“angebracht“.
In den Abbildungen deutlich sichtbar, erkennt man zweifellos
den langen schlanken Meißel, wie wir ihn ausgiebig beschrieben haben.
Da die Pharaonen mit ihren Geistlichen jedoch nur
Bildzeichen mit Charakter und Ethik versinnbildlichten war ihnen wesentliches
daran gelegen diesen Meißel in den Gottesworten aufzunehmen. Zudem konnten sie
ja nur Abbilden was sie kannten !!!!
Ergo: Nach meinem
Ermessen, wurde hiermit das erste Unikat
eines vortrefflichen Eisenmeißels um die Zeit vor ca. 2950 v. Chr. abgebildet.
Oder, es bleibt die Frage offen, ob sich die Karikatur eines
solchen Meißels als Vision erst für die nächsten Jahrtausende bewahrheiten
sollte. Anderweitig muss es ein realer Gegenstand ihrer Gegenwart gewesen sein.
Da ihnen das Eisen bereits mit der Reichseinigung geläufig
war, brauchte es für nachfolgende Zeiten weder eine ständige Dokumentation noch
die dauernde Erwähnung. ( Wir schreiben ja auch nicht ständig, dass wir im
Besitz eines Autos sind, wir haben es einfach ! )
Unterstützend von Thomas:
Fakt ist, das in der 3. bis 6. Dynastie ein "Erz" mit fester Eigenschaft
bekannt war.
Ernüchternd muss ich selbst feststellen, das die
Indizienbeweise mehr und mehr eine ungeahnte Wirklichkeit der Komplexität der
damaligen Kenntnis ans Tageslicht bringen. Und nur aus diesem einzigartigen
Grund war es diesen genialen Vorfahren möglich, sich von anderen Hochkulturen
abzuheben und sich bis in unserer Zeit – auf diese wundersame Art und ihrer
Projekte – zu überliefern.
Viele Grüße von mir.